Schreckensszenarien wurden aufgebaut und verbreitet, Hochrechnungen angestellt und dabei die Deutschen aus einer reindeutschen Familie in einigen Jahrzehnten zur Minderheit im eigenen Land erklärt. Dass diese Meinung und ihre Verbreitung tatsächlich auch einen beträchtlichen Teil der deutschen Bürger in Unruhe versetzt hat, sah man am Wahlergebnis der AfD im Oktober 2017. Als neue Partei zog sie mit 12,6% Prozent aller Stimmen als drittstärkste Partei in das Parlament ein, und nur deshalb weil sie energisch gegen die Flüchtlingspolitik der Bundeskanzlerin wetterte.
Es war schon dramatisch was sich im Jahr 2015 in Europa abspielte. Millionen Syrer mussten aus ihrer Heimat fliehen, da viele Städte und Orte völlig zerstört wurden, Iraker wurden verfolgt ebenso wie Afghanen. Dazu kamen noch die Schlepperkonvois über das Mittelmeer, die Afrikaner, die nach einem besseren Leben strebten, an der Südküste Europas absetzten, von wo aus sie recht einfach weiter nach Norden ziehen konnten. Es war eine Völkerwanderung und weder Europa noch Deutschland waren darauf vorbereitet. Mittlerweile ist die Zuwanderung etwas abgeflaut, obwohl immernoch hunderttausende ein neues, sichereres und besseres Leben in Europa suchen.
Doch es ist auch Konjunktur für Schwarzmaler, die nun hochrechnen und zu dem Ergebnis kommen, dass Deutschland ohne Zuwanderer im Jahre 2060 noch 52 Millionen Einwohner hätte und im Jahr 2100 gerade noch 22 Millionen. Wer nun die Zuwanderung positiv betrachtet, und dies ist in erster Linie die Wirtschaft, der heißt die Einwanderer, vor allem die mit einer Berufsausbildung, herzlich willkommen. Aber es gibt auch wieder die Nationalisten, die das Menetekel aufzeichnen, dass Deutschland ein muslimisches Land würde und dadurch seine traditionelle Kultur verlieren würde.
Wenn man als Beispiel die Länder der neuen Welt in Betracht zieht, so kann man leicht erkennen, dass Zuwanderung neue Impulse gibt und sowohl die Wirtschaft, als auch die Kultur weiterbringt. Einwanderung hat den Vereinigten Staaten nie geschadet, ebenso wenig Brasilien. Es hat weder die Sprache verändert, die Kultur nur noch bereichert und der Wirtschaft enorm gut getan.
Warum soll dies nicht auch in Deutschland oder in ganz Europa in Zukunft geschehen?
*Eckhard Ernst Kupfer ist deutscher Journalist, Direktor des Martius-Staden-Instituts in São Paulo, Herausgeber der Jahrbücher des Instituts, Mitautor von “Fünf Jahrhunderte deutsch-brasilianische Beziehungen”, Kommentator der Radiosendung AHAI – Die deutsche Stunde der Gemeinden > Block 05 und Kolumnist bei www.brasilalemanha.com.br – Notícias.
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