Chapada Gaúcha – von Eckhard Ernst Kupfer*

Nachdem wir die bekannte Serra das Araras passiert hatten, erschien ein Ort der sich Chapada Gaúcha nennt. Das verwirrte zunächst, denn Gaúchos kennt man aus Rio Grande do Sul. Doch am nächsten Tag trafen wir den ehemaligen Prefäkten und einen der ersten Siedler in dieser Region die lange zum Bezirk São Francisco gehörte, obwohl dieser Ort 87 Kilometer entfernt liegt. Sr. Narciso Eloe Baron, geboren in Santa Rosa in Rio Grande do Sul, erzählte uns in seinem schönsten Hunsrück-Deutsch die Gründungsgeschichte.

Familien aus dem Interior  von Rio Grande do Sul  erhielten 1976 das Angebot im Rahmen des “Assentamento Serra das Araras” günstig Land zu erwerben. Zunächst waren es sieben Pioniere, die zu roden und zu pflanzen begannen in dieser trockenen Landschaft des Sertão. Die Ergebnisse waren gut und die Ernten aus Soja und Mais brachten entsprechenden Gewinne.

Dies sprach sich schnell herum und in wenigen Jahren waren es Dutzende von Gaúcho-Familien die dieses interessante Angebot annahmen, denn Land war vorhanden nahezu ohne Ende, wenn man bedenkt dass der Staat Minas Gerais die Größe der Republik Frankreich misst und über die Hälfte der Fläche des Staates damals ungenutzt blieb, da es sich um die trockene Vegetation des Sertão handelte.

Im Jahr 1995 wurde die Vila dos Gauchos zum Distrikt und im selben Jahr zum Munizip erhoben und wächst seitdem ohne Unterbrechung. Man könnte von einer wirtschaftlichen Oase im Sertão sprechen.

Fährt man die Erdstraßen entlang die auch heute noch die Chapada Gaúcha mit den meisten anderen Orten verbinden, nur nach Arinos und an die Grenze zu Goias führt eine asphaltierte Straße, so begegnet man diesem weiten, offenen Land, wo einstmals nur Hecken und Sträucher wuchsen, das aber heute kilometerweit als fruchtbarer Boden genutzt wird. Natürlich erweckt dieses erfolgreiche Ergebnis des landwirtschaftlichen Anbaus heute in Zeiten eines latenden Umweltbewusstseins die Frage nach dem Erhalt der natürlichen Landschaft, die ja für unser Ökosystem so wichtig ist.

Doch auch hier haben die Gaúchos vorbildliches geleistet, auf manchen Erkundungsreisen trafen wir auf der linken Seite den Mähdrescher der die Ernte einholte und auf der rechten Seite der Straße geschützt und eingezäunt den Naturschutzpark “Grande Sertão Veredas”, in welchem man tatsächlich wunderschöne Veredas findet, beherrscht von der stolzen Palme Buriti, die Spix und Martius schon als die Königin des Sertão beschrieben haben.

Wir konnten sehen, dass es möglich ist beidem Rechnung zu tragen, dem Erhalt der Natur und trotzdem dem Fortschritt zu dienen.


*Eckhard Ernst Kupfer
ist deutscher Journalist, Direktor des Martius-Staden-Instituts in São Paulo, Herausgeber der Jahrbücher des Instituts, Mitautor von “Fünf Jahrhunderte deutsch-brasilianische Beziehungen”, Kommentator der Radiosendung AHAI – Die deutsche Stunde der Gemeinden > Block 05 und Kolumnist bei www.brasilalemanha.com.br – Notícias.
E-Mail: ekupfer@martiusstaden.org.br
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