Man erinnert sich überhaupt erst daran, dass es sie gibt. Selbst wenn man unter den Bewohnern von Rio de Janeiro nachfragt, findet man den einen oder anderen der mal zur Schulzeit einen Besuch gemacht hat. Nun jedoch scheint es eine nationale Tragödie darzustellen.
Dabei vergisst man leicht, dass es lediglich ein Kulturbrand in einer Reihe von regelmäßigen Zerstörungen von brasilianischen Kultureinrichtungen war: 2016 das Instituto Butantan und die Cinemateca, 2015 das Museu de Língua Portuguesa, 2013 das Memorial América Latina, alle in São Paulo, 1978 das Museu de Arte Moderna in Rio de Janeiro. Das Museum Ipiranga ist schon seit Jahren wegen Baufälligkeit für das Publikum geschlossen, wenn man weiter nachprüfen würde, wären viele Museen wegen großer Sicherheitsmängel von der Schließung bedroht.
Brasilien hält offensichtlich nicht viel von seiner Geschichte und den Werten die sie darstellen, am allerwenigsten die verantwortlichen Politiker und Staatsdiener, die sich um diese Einrichtungen kümmern sollten. Weder ein Brandschutzsystem noch Springleranlagen waren installiert. Feuerwehrleute im Museum gab es nicht, und gegen Brand war das Museum auch nicht versichert.
Das sind einfach Fahrlässigkeiten die in einem zivilisierten Staat nicht vorkommen sollten. Aber es ist nun einmal geschehen, und genauso wie die im Modernen Museum verbrannten Bilder von Picasso und Dali und anderen für immer verloren sind, genauso sind viele historische Gegenstände, Dokumente und Schriften aus der Geschichte Brasiliens verschwunden.
Wenn offensichtlich keine Mittel vorhanden sind um wirkliche Museen mit ihrem Bestand zu erhalten und mit ihrem Personal und Wartungsaufwand zu bezahlen, dann sollte man wenigstens rasch dazu übergehen, alles was an Wertvollem noch vorhanden ist zu fotografieren, zu digitalisieren und damit virtuelle Museen zu erstellen, die dann jederzeit von jedem im Internet besucht werden können. Damit könnte wenigstens das noch vorhandene Kulturgut erhalten bleiben und gleichzeitig der Zugang auch für die nächsten Generationen attraktiv gemacht werden.
*Eckhard Ernst Kupfer ist deutscher Journalist, Direktor des Martius-Staden-Instituts in São Paulo, Herausgeber der Jahrbücher des Instituts, Mitautor von “Fünf Jahrhunderte deutsch-brasilianische Beziehungen”, Kommentator der Radiosendung AHAI – Die deutsche Stunde der Gemeinden > Block 05 und Kolumnist bei www.brasilalemanha.com.br – Notícias.
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