Nach der Centavos-Schlacht was kommt dann?… – von Ekhard E. Kupfer

Radio AHAI 985 – Kupfer 208

Seit Wochen hören wir von den Demonstrationen in Istanbul. Tausende Menschen gehen auf die Straße und demonstrieren gegen den Bau eines Shopping Centers wo heute sich ein Park befindet. Die Bürger sind nicht gewillt, die unsinnigen Entscheidungen der Politiker hinzunehmen. Selbst Polizeigewalt hat sie nicht zurückgeschreckt, sie kämpfen weiter um eine berechtigte Forderung.

In São Paulo begann letzte Woche eine Demonstration gegen die Fahrpreiserhöhung von drei Real auf 3,20. Im Prinzip ist dies durch die Inflation begründet. Doch eine Gruppe im Facebook fand das nicht in Ordnung, weil der öffentliche Transport in der Stadt ungenügend ist. Sie riefen zu Demonstrationen auf, und gerieten mit der Polizei in Konflikt, es gab Verletzte und Gefangene. Die Bevölkerung war aufgeschreckt, und die Demonstrationsbewegung nahm zu. Sie griff auf andere Städte in Brasilien über, ja sogar im Ausland wird mit demonstriert.

Es geht nun nicht mehr alleine um die zwanzig Centavos Erhöhung, es ist der Ausdruck einer Unzufriedenheit mit der politischen Klasse. Selbstherrlichkeit, Geldverschwendung, Korruption, Ämterverschiebung, das alles hört und liest der Bürger täglich. Keine Oppositionspartei  prangert diese wirklich an, denn sie sind ein Teil des Machtsystems.

Schon deshalb macht die Bewegung der Bürger auf der Straße einen Sinn, sie zeigen ihre Unzufriedenheit. Ob dies aber zu einer Veränderung führt, muss man abwarten. Entweder es hält bis zu den Wahlen nächstes Jahr an, oder es verläuft im Sande wie „ occupy Wallstreet“. Davon hört man nichts mehr und es hat sich nichts verändert.

*Ekhard E. Kupfer ist der Direktor des Martius-Staden-Instituts in São Paulo, Kommentator der Radiosendung AHAI – Die deutsche Stunde der Gemeinden und Kolumnist bei www.brasilalemanha.com.br.
E-Mail: ekupfer@martiusstaden.org.br