AHAI Nr. 988 Kommentar Nr. 115
Liebe Hörerinnen und Hörer,
das Leben ist voll von Situationen, die man sich nicht erklären kann: Warum hat der Blitz in das Haus meines Nachbarn eingeschlagen, während er meinen Besitz verschont hat? Warum gibt es in einer Region Überschwemmungen, während eine andere dringend auf Niederschläge wartet?
Wo rätselhafte Dinge passieren, sucht man nach scheinbar einfachen, sinnfälligen Erklärungen. Doch das genau kann gefährlich werden.
Am vergangenen Sonntag traf ich auf einem Spaziergang in einem Berliner Park eine kleine Gruppe von Aktivisten, die mir ein Flugblatt mit der reißerischen Überschrift „Die Zerstörung des Himmels“ in die Hand drückte. „Sehen Sie mal nach oben“, wurde ich aufgefordert, „da sind viele Kondensstreifen (rastros de condenção) von Flugzeugen. Dort wurde gesundheitsschädliches Aluminium und anderes Teufelzeugs in den Himmel gesprüht. Es ist ein Projekt der Vereinigten Staaten von Amerika, um das Wetter zu beeinflussen und eine Abkühlung der Erdatmosphäre herbeizuführen.“
Als ich die Gruppe darum bat, mir Beweise für ihre ungeheuerliche Behauptung zu liefern, nannten sie mir lediglich einige prominente Namen, mit denen ich jedoch wenig anfangen konnte.
Wieder zu Hause, ging ich der Sache auf den Grund und fand heraus, dass die Kondensstreifen am Himmel eine ganz natürliche Ursache haben. Die Behauptung eines Großprojektes der USA zur Beeinflussung des Klimas taucht zwar immer wieder auf, sie entbehrt aber jeder Grundlage.
Wer eine Verschwörung (conjuração) dunkler Mächte für unerklärliche Situationen verantwortlich macht, will nicht wirklich aufklären, sondern das Gegenteil: die Leute für dumm verkaufen.
In diesem Sinne – machen Sie es gut.
Mit den besten Grüßen aus Berlin
Ihr
Henning Fülbier
*Henning Fülbier war neun Jahre lang zuständig für die Fachberatung Deutsch in brasilianischen Gymnasien von Rio Grande do Sul und Santa Catarina und ist heute unser Beobachter und Kommentator in Berlin für die Radiosendung AHAI – Die Deutsche Stunde der Gemeinden und Kolumnist bei www.brasilalemanha.com.br.
E-Mail: henning@fuelbier.de .