Henning Fülbier
In diesen Wochen jährt sich der 200. Geburtstag eines bekannten deutschen Dichters: Georg Büchner. Er wurde 1813 in der Nähe von Darmstadt geboren.
Er lebte in einer Zeit großer politischer Umwälzungen. Während es in Brasilien schon einen einheitlichen Staat gab, war Deutschland noch in viele kleine Länder zersplittert. Um z.B. vom Süden in den Norden Deutschlands zu kommen, musste ein Reisender zahlreiche Grenzen überqueren.
Jeder dieser kleinen Staaten hat seinen eigenen Hof. Die Kosten für das luxuriöse Leben des Adels waren gigantisch. Dafür mussten vor allem die Bauern aufkommen. Die meisten Menschen lebten damals auf dem Land; viele konnten sich nur mühsam von dem ernähren, was sie anbauten. Bei Missernten wurde eben gehungert. Deutschland war politisch und wirtschaftlich rückständig; heute würde man von einem Entwicklungsland sprechen.
Während Büchners Kindheit wanderten die ersten Hunsrücker nach Brasilien aus, weil sie hofften, dort ein besseres Leben zu finden.
Büchner ging gezwungenermaßen ins Exil. Er wurde von Justiz und Polizei verfolgt. Er hatte sich für die armen Bauern eingesetzt und gegen die maßlose Verschwendung von Steuergeldern durch den Adel protestiert. „Friede den Hütten, Krieg den Palästen“ lautete sein politisches Credo. (Auf Portugiesisch „Paz às cabanas! Guerra aos palácios!“). Er starb mit 23 Jahren an Typhus.
In seinem kurzen Leben hat er nur wenig geschrieben, unter anderem das Drama „Woyzeck“. Darin analysiert er scharfsinnig, wie soziale Umstände einen Menschen dazu bringen, zum Mörder zu werden.
Trotz des großen zeitlichen Abstands sind viele der Fragen, die Georg Büchner gestellt hat, auf erschreckende Weise auch heute noch aktuell.
Henning Fülbier
*Henning Fülbier war neun Jahre lang zuständig für die Fachberatung Deutsch in brasilianischen Gymnasien von Rio Grande do Sul und Santa Catarina und ist heute unser Beobachter und Kommentator in Berlin für die Radiosendung AHAI – Die Deutsche Stunde der Gemeinden und Kolumnist bei www.brasilalemanha.com.br.
E-Mail: henning@fuelbier.de