Eckhard Enst Kupfer 644 | Glückliches Brasilien

Der Karneval ist vorbei und das reale Leben beginnt nun für die restlichen 10 Monate des Jahres. Oder wie früher ein Unternehmer einmal sagte: „ Ich bezahle meine Mitarbeiter 14 Monate und fakturiere 10 Monate, vom Unterschied versuche ich zu leben.“

Ausserdem ist dieses Jahr ein ganz besonderes, das Land hat eine neue Regierung und wie von jeder neue Administration erwarten die einen grosse Lösungen und Verbesserungen, und die andere Seite hat ebenso grosse Befürchtungen, dass es nur schlimmer werden könnte.

Einen grossen Vorteil hat das Land aber, es lebt distanziert von den wirklich grossen Problemen der restlichen Welt. Europa rüstet auf wie noch nie nach dem 2. Weltkrieg, weil man befürchtet dass der Ukraine-Krieg sich ausweiten könnte. Die Bevölkerung lebt mit einer Teuerungsrate wie seit Jahrzehnten nicht mehr, die zunächst durch die Pandemie und dann durch die gestoppte Energieversorgung aus Russland hervorgerufen wurde.

Im Pazifik entfremden sich die USA und China jeden Tag mehr, obwohl sie wirtschaftlich sehr voneinander abhängig sind, und Befürchtungen eines militärischen Konflikts um Taiwan wachsen von Woche zu Woche. Es scheint, dass die lange Friedensphase zu Ende geht und die Welt sich in einer Situation wie 1913 und 1939 befindet. Hoffen wir nicht.

Was ist aber derzeit das grösste Problem Brasiliens? Wenn man der Presse glauben darf: Der vom Zoll beschlagnahmte Schmuck der ehemaligen Präsidentengattin. Man kann Nachrichtensendungen sowohl im Radio als auch im Fernsehen einschalten, seit über einer Woche ist dies die erste Meldung mit allen Hintergrundrecherchen. Nun dass da versucht wurde zu schummeln oder ganz einfach sich ein Staatsgeschenk persönlich anzueignen, daran ist kein Zweifel, aber was sind diese 16 Millionen gegen die Milliarden, die jährlich am Fiskus vorbeigeleitet werden und damit dem Staatshaushalt fehlen. Das sind ¨peanuts¨, wie mal ein deutscher Banker sagte. Aber nicht für die Presse, die sich darin verbeisst und meint den Ex-Präsidenten noch  schlechter darzustellen als er bei einem grossen Teil der Medien schon angesehen wird.

Man darf gespannt sein, ob die neue Regierung mit diesem Fall so grosszügig umgeht wie mit dem neuen Kommunikationsminister, der sich eben Mal ein Luftwaffenflugzeug bestellte um zu seiner geliebten Pferdeauktion zu fliegen. Nach einem angeblich klärenden Gespräch mit dem Präsidenten, scheint wieder alles in Butter zu sein.

Wenn man der Presse glauben darf, hat Brasilien sonst keine grossen Probleme.