Todesstrafe – von Eckhard Ernst Kupfer*

Heute früh hörte ich im Rundfunk ein Gespräch zwischen dem Vormittagsmoderator von CBN, Milton Jung, und einem Rechtsprofessor zum Thema eines Brasilianers der in Indonesien mit Rauschgift im Gepäck von der Polizei erwischt wurde, und nun zum Tode verurteilt ist. Er soll diesen Samstag durch erschießen hingerichtet werden. Als er 2003 bei der Einreise gefasst wurde, hatte er 13,5 Kg Kokain in seinem Gepäck,eine Menge die per Gesetz nicht nur in Indonesien, sondern auch in anderen asiatischen Staaten bei Todesstrafe verboten ist. Das hätte der Brasilianer aus Bahia wissen müssen.

Es setzte nun eine Welle von Empörungen, Betroffenheitsbekundungen und Versuche ein den Mann zu retten, selbst Präsidentin Dilma soll sich in einem direkten Brief an den dortigen Präsidenten für den Mann verwandt haben. Der Transport von solchen Mengen Rauschgift ist zwar auch in Brasilien unter Strafe gestellt, aber nicht gleich mit dem Leben.

Dieser Vorgang ließ mich an eine gute Freundin denken, die vor einer Woche im Süden São Paulos in ihrem Haus hinterrücks und brutal erschossen wurde. Die brasilianische Justiz kennt keine Todesstrafe, aber es gibt unzählige Banditen in diesem Land die praktisch täglich unschuldige Menschen bei Überfällen, Einbrüchen oder aus Rache umbringen. Diese Mörder aber erhalten wenn es hoch kommt zehn Jahre Gefängnis und sind nach drei Jahren wieder frei, und fertig für den nächsten Überfall.

Indonesien hat im letzten Jahr 27 Todesurteile vollstreckt, in Brasilien kamen aber circa 50.000 Menschen gewaltsam ums Leben, und viele der Mörder sind frei.

Da bleibt die Frage, welches Land ist gerechter?

*Eckhard Ernst Kupfer ist der Direktor des Martius-Staden-Instituts. Kommentar vom 15.01.2015 für die Sendung AHAI 1.067> zum Wochenende.