Anfang Januar starben 17 Menschen in Paris. Islamistische Attentäter hatten einen Terrorangriff auf die Redaktion einer satirischen Zeitung und einen jüdischen Supermarkt verübt. Am vergangenen Wochenende erschoss ein Islamist in der dänischen Hauptstadt Kopenhagen ein Mitglied der jüdischen Gemeinde. In beiden Fällen standen die Mörder der Terrororganisation „Islamischer Staat“ nahe.
Was in den beiden Fällen besonders bedrückend war, sind die Begründungen für das mörderische Tun. Täter und Unterstützer wollten eine angebliche Beleidigung des Propheten Mohammed rächen. In Bildern und Karikaturen hatten sich französische und dänische Zeichner kritisch mit dem islamischen Fundamentalismus auseinandergesetzt. Sie hatten absurde Verbote, aber auch die Verbohrtheit fanatischer Gläubiger angeprangert und mit den Mitteln des Humors entlarvt.
Humor, soweit ist es gekommen, kann heutzutage tödlich sein. Doch es gilt, sich davon nicht beirren zu lassen. Ein Blick in die Geschichte lehrt, dass Diktatoren und andere Feinde einer offenen, liberalen Gesellschaft nichts so sehr fürchten wie den Humor und das Lachen.
Kritischer Humor gehört genauso zur Demokratie wie Meinungsfreiheit und Toleranz. Der bekannte Schriftsteller Salman Rushdie, der selbst jahrelang wegen eines Buches von Islamisten verfolgt wurde, fordert dazu auf, sich nach den Vorfällen nicht den Mund verbieten zu lassen: „Religionen“, sagt er, „verdienen Kritik und unsere angstfreie Respektlosigkeit.“
Leider ist aber zu befürchten, dass die Attentate von Paris und Kopenhagen nicht die letzten sein werden. Wann, fragt man sich besorgt, wenn man in diesen Tagen in Berlin unterwegs ist, werden Deutsche ins Visier von Terroristen geraten?
*Henning Fülbier war neun Jahre lang beauftragter Sprachberater der Bundesregirerung/Berlin bei Schulen mit Deutschuntericcht in Rio Grande do Sul und Santa Catarina, mit Sitz in in Porto Alegre, Brasilien, und ist heute u. a. Korrespondent BrasilAlemanha in Berlin und dortiger Beobachter und Kommentator bei unserer Radiosendung AHAI – Die deutsche Stunde der Gemeinden in Berlin.