Aber auch Großindustrielle und manches Mal einige Politiker fragen sich das. Obwohl diese Klasse so mit sich selbst beschäftigt ist, sich selbst die entsprechenden Erhöhungen genehmigt und um ihre emendas feilscht, dass sie die Situation des Landes nur in untergeordneter Linie interessiert.
Man sollte jedoch nicht vergessen, Brasilien ist ein großes und wichtiges Land, hat 200 Millionen Bürger, sprich Konsumenten und mindestens 80 Millionen Lohn- und Gehaltsempfänger. Diese spüren es täglich, dass ihr verdientes Geld immer weniger Wert ist, denn wenn sie Glück haben und noch eine Arbeit, dann erhalten sie pro Jahr eine Anpassung von etwa 10 Prozent.
Da aber im letzten Jahr das Benzin um 25 Prozent stieg, die Elektrizität um über 50 Prozent, die Preise im Supermarkt um mindestens 20 Prozent, kann man sich mit dem Einkommen viel weniger kaufen. Wenn man dann auch noch die absurde Idee hat Ferien im Ausland zu machen, dann spürt man, dass alles doppelt so teuer wurde. Das Gleiche gilt für importierte Produkte, die immer schon teurer waren, weil jeder Händler meint, mit dem Begriff „ importiert“ kann ich nochmals kräftig draufschlagen.
Nun fragt man sich natürlich wann soll sich diese Situation ändern, die Preise steigen, die Löhne weniger, die Inflation immer mehr, der Konsum nicht, Die Bankzinsen steigen, das Bruttosozialprodukt fällt. Eine derartige Situation hat es meines Wissens volkswirtschaftlich noch nie gegeben, es passt nichts zu keiner Theorie.
Das Schlimme ist nur, es ist niemand da, der dies wirklich ändern könnte. Die Präsidentin versteht von Volkswirtschaft zu wenig, der Finanzminister der etwas davon verstand hat seinen Hut genommen und arbeitet nun in Washington, sein Nachfolger sagt erst einmal gar nichts und die Parteivertreter versuchen schon wieder ihre Vorteile auch 2016 zu verbuchen.
Zu dieser Situation fällt mir nur ein Gedicht von Bertholt Brecht ein, das endet: „ Des abends versammle ich um mich Männer/ wir reden uns da mit Gentlemen an/ und sagen es wird mit uns besser/ aber wir fragen nicht wann“. Dies entstand während des 2. Weltkriegs im Exil. Hoffentlich muss Brasilien nicht so lange warten bis es wieder besser wird.
*Eckhard E. Kupfer ist der Direktor des Martius-Staden-Instituts in São Paulo, Kommentator der Radiosendung AHAI – Die deutsche Stunde der Gemeinden und Kolumnist bei www.brasilalemanha.com.br.
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