Der Vater war Direktor dieser Fabrik bei Sorocaba. Zwar ging der junge Francisco Adolfo im Jahr 1823 nach Portugal, dem Geburtsland seiner Mutter, zurück, aber seine Verbundenheit zu Brasilien blieb bestehen. Nach der Schul- und Studien Ausbildung kehrte er in sein Geburtsland zurück und kämpfte darum brasilianischer Staatsangehöriger zu werden, was damals noch nicht automatisch geschah.
Er trat in den diplomatischen Dienst ein und war brasilianischer Gesandter in nahezu allen südamerikanischen Ländern. Zum Schluss seiner Karriere war er Botschafter in Wien, wo er 1878 verstarb.
Varnhagen beschäftigte sich jedoch auch als Sekretär des ältesten brasilianischen Instituts, des Instituto Histórico e Geográfico, mit der brasilianischen Geschichte. In den Jahren 1850-1854 schrieb er die „ Historia Geral do Brasil“. Mit dieser Arbeit wird er bis heute als der Vater der brasilianischen Geschichtsschreibung angesehen. Aufgrund der beiden Tätigkeiten, der diplomatischen und besonders der des Historikers wurde er von Dom Pedro II zunächst als Baron und später als Visconde de Porto Seguro geadelt.
Zu seinem 200. Geburtstag veranstalteten die Instituto Histórico e Geográfica von Sorocaba und São Paulo sowie das Colégio Visconde de Porto Seguro und das Martius-Staden Institut ein dreitägiges Symposium. Dabei wurde vor seinem Geburtshaus in der ehemaligen Eisenfabrik eine Büste aufgestellt. In einem Festakt wurden seine sterblichen Überreste, die vor Jahren von Chile nach Sorocaba überführt wurden, vor dem historischen Kloster São Bento in Sorocaba in einem Gedenkmonument neu zur letzten Ruhe getragen.
In einem weiteren Festakt wurden in Sorocaba und im Cólegio Visconde de Porto Seguro in São Paulo an führende Persönlichkeiten des kulturellen und sozialen Lebens der vom Gouverneur autorisierte Orden „ Visconde de Porto Seguro“ vergeben.
Als Historiker hat Varnhagen bis heute eine große Bedeutung, da er viele nachfolgende Geschichtsforscher dazu angeregt hat sich sowohl mit seinem Werk als auch mit der Geschichte des Landes weiter zu befassen. Eine Weitsichtigkeit ist besonders bemerkenswert, 1877 trat er eine beschwerliche Reise in das innere des Landes an und kam mit der Erkenntnis zurück, dass die Hauptstadt des Landes in das geografische Zentrum verlegt werden solle. Was dann auch 83 Jahre später geschah.
*Eckhard Ernst Kupfer ist der Direktor des Martius-Staden-Instituts in São Paulo, Kommentator der Radiosendung AHAI – Die deutsche Stunde der Gemeinden und Kolumnist bei www.brasilalemanha.com.br.
E-Mail: ekupfer@martiusstaden.org.br