Von einem Film über Favelas wird selbstverständlich erwartet, dass er brutale Polizisten und organisierte Drogendealer in einem gnadenlosen Kampf gegeneinander vorführt.
Dass es aber auch ganz anders geht, das ist jetzt in einem Film zu sehen, den der deutsche Regisseur Ansgar Ahlers in Minas Gerais gedreht hat. In der vergangenen Woche stellte er sein Projekt in der Brasilianischen Botschaft in Berlin vor. Der Film mit dem Titel “Bach in Brazil” kommt in diesen Tagen in die deutschen Kinos.
Er erzählt von einem deutschen Musiklehrer, den eine Reise nach Minas Gerais führt. Er hat ein wertvolles Notenmanuskript geerbt, das ihm allerdings in Ouro Preto gestohlen wird. Doch eine Gruppe krimineller Jugendlicher will die Noten wiederfinden, wenn er ihnen Musikunterricht gibt. Gemeinsam studieren sie nun Werke des berühmten deutschen Komponisten Johann Sebastian Bach ein, vermischen sie mit der ihnen vertrauten Sambatradition. Das funktioniert ausgezeichnet, und sie reisen schließlich damit sogar nach Deutschland.
Der Film demonstriert auf eine humorvolle und zugleich ergreifende Art und Weise, wie mit Hilfe von Musik auch schwierige Jugendliche erreicht und verändert werden können. Gleichzeitig zeigt er, wie lebendig und weit verbreitet Bachs Musik in Brasilien ist und wie stark sie brasilianische Komponisten beeinflusst hat.
“Bach in Brazil” wird in der 2. Jahreshälfte unter dem Titel “Filhos de Bach” auch in Brasilien gezeigt. Ich wünsche diesem “Film fürs Herz und für die Seele” (wie eine Zeitung schrieb) viele Zuschauer, hier in Deutschland, aber auch in Brasilien.
*Henning Fülbier war neun Jahre lang zuständig für die Fachberatung Deutsch in brasilianischen Gymnasien von Rio Grande do Sul und Santa Catarina und ist heute unser Beobachter und Kommentator in Berlin für die Radiosendung AHAI – Die Deutsche Stunde der Gemeinden und Kolumnist bei www.brasilalemanha.com.br.
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