Berlins Hauptbahnhof wird zehn – von Henning Fülbier*

Ein gigantischer Glaspalast erwartet ihn, ein Wunderwerk der Architektur und der Ingenieurskunst, ein Bahnhof der Superlative, der in diesen Tagen sein 10-jähriges Jubiläum feiert. Er wurde 2006 gerade einmal zwei Wochen vor der Fußballweltmeisterschaft in Deutschland eröffnet, und ist der größte Turmbahnhof Europas. Turm deswegen, weil 8 Nord-Süd-Gleise tief unten in der Erde verlaufen, die wiederum von der Ost-West-Strecke oben, in luftiger Höhe gekreuzt werden.

Glas schafft überall im Bahnhof viel Transparenz, so dass man von oben grandiose Ausblicke auf die tief unten im Keller fahrenden Züge hat. Durch die riesigen Glasscheiben kann man einen Blick auf das nahe gelegene Regierungsviertel der deutschen Bundeshauptstadt werfen.

Oben auf dem Glasdach des Bahnhofs wurden 780 Solarmodule zur Erzeugung von Sonnenstrom installiert. Täglich kommen 1.300 Züge an oder fahren ab. 300.000 Reisende nutzen tagtäglich den Bahnhof. Er ist nicht nur Ankunfts- und Abfahrtsort für Zugreisende, sondern zugleich ein großes Einkaufszentrum mit 80 Geschäften und zahlreichen Restaurants.

Ein echter „Hingucker“ sei der Bahnhof, schrieb vor kurzem eine Zeitung. Aber es hat immer wieder auch Kritik gegeben: Der Bahnhof lade nicht zum längeren Verweilen ein, die Bahnsteige seien zu eng, die Aufzüge zu langsam, und man könne sich überhaupt nur schwer in dem großen Gebäude zurechtfinden.

Trotzdem wurde der neue Hauptbahnhof von den Berlinerinnen und Berlinern angenommen und wird stolz jedem Neuankömmling aus dem In- und Ausland präsentiert.

*Henning Fülbierist Regisseur, Theaterpädagoge und Autor. War neun Jahre lang zuständig für die Fachberatung Deutsch in süd-brasilianischen Gymnasien von Rio Grande do Sul und Santa Catarina, Deutsch-Lehrer bei IFPLA/Ivoti, RS. Ist heute, u. a., unser Beobachter und Kommentator in Berlin für die Radiosendung AHAI – Die Deutsche Stunde der Gemeinden – Bl. 01 und Kolumnist bei www.brasilalemanha.com.br.
E-Mail: henning@fuelbier.de