Doch diese Zeiten scheinen vorbei zu sein, jeder hat mittlerweile sein Smartphone in der Hand und blickt wie gebannt auf das was er gerade durch klicken und streicheln dieses Wunderapparats alles sehen kann. Es scheint, dass das Essen fassen eher störend ist, denn ob sie wollen oder nicht, sie müssen ihr Gerät kurz zur Seite legen oder ganz Geschickte bedienen sich mit einer Hand, während sie mit der anderen weiterhin ihrem Kleincomputer die allerletzten Neuigkeiten entlocken. Das Essen selbst ist dann Nebensache, man verschlingt es wie eine lästige Beschäftigung, auf dem Monitor scheinen sehr viel interessantere Dinge aufzutauchen.
Aber damit ist noch lange nicht Schluss, der abgewinkelte Arm mit dem Gerät immer in Sichtweite vor die Augen gehalten scheint das neue Symbol einer Generation zu sein, die mit dieser Wunderelektronik aufgewachsen ist. Ich habe mir sagen lassen, dass es in vielen Familien längst zu keinem gemeinsamen Essen mehr kommt und wenn, dann ist jeder viel mehr mit seinem „Handterroristen“ so beschäftigt, dass er den Anderen keines Blickes mehr würdigt.
Dass dieses Verhalten sich bei vielen, besonders bei Schülern und jungen Menschen schon zu einer Sucht entwickelt hat ist leider eine Realität, man erfährt ja alles auf seinem Monitor und wenn dann nichts Neues mehr erscheint, kann man immer noch via whatsapp oder messenger einfach ein „ hallo, wie geht’s“ durchschicken und schon ist man wieder im Dialog mit irgendeinem Bekannten. Eigentlich eine praktische total vernetzte Welt, die den persönlichen Kontakt allmählich reduziert und den Benutzer nur noch zum Operator des Geräts werden lässt. Der Name „ phone „ oder Telefon ist eigentlich bereits fehl am Platz, denn telefoniert wird damit immer weniger. Es ist eher ein Handcomputer.
Dass dies aber zum Verlust der zwischenmenschlichen Beziehungen führt, dass sieht kaum einer, bis er wirklich vereinsamt ist, denn wirkliche menschliche Wärme kann das Gerät noch nicht ausstrahlen. Vielleicht sollte man schon Therapiekurse zum Leben ohne Handy einführen.
*Eckhard Ernst Kupfer ist der Direktor des Martius-Staden-Instituts in São Paulo, Herausgeber der Jahrbücher des Instituts, Mitautor von “Fünf Jahrhunderte deutsch-brasilianische Beziehungen” und Kommentator der Radiosendung AHAI – bl. 05 – Die deutsche Stunde der Gemeinden – und Kolumnist bei www.brasilalemanha.com.br.
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