Viele Türken leugnen das schreckliche Schicksal der christlichen Armenier bis heute. Diese wurden bei glühender Hitze auf mehrere hundert Kilometer lange Märsche geschickt und kamen dabei um oder wurden umgebracht.
Die allermeisten Geschichtsforscher sind sich dabei einig, dass es sich um einen Völkermord handelte. Aber die verbohrte türkische Regierung behauptet bis heute, es habe nur wenige Opfer gegeben. Außerdem seien Armenier Kollaborateure von Russland gewesen, das damals mit der Türkei im Krieg lag.
Der Deutsche Bundestag, also das deutsche Parlament, hat nun in der vergangenen Woche nahezu einstimmig einen bemerkenswerten Beschluss gefasst. Deutschland verneige sich vor den armenischen Opfern und bekenne eine historische Mitverantwortung für die Gräueltaten. Das Deutsche Reich war im Ersten Weltkrieg der wichtigste Bündnispartner der Türkei. Deutsche Diplomaten und Militärs waren Augenzeugen des Völkermords an den Armeniern, haben jedoch nichts dagegen unternommen.
Der Bundestag fordert nun die heutige Türkei auf, sich offen und unvoreingenommen mit den damaligen Vertreibungen auseinander zu setzen, um so eine Versöhnung mit dem armenischen Volk zu erreichen.
Der Beschluss des Parlaments ist eine richtige und längst fällige Entscheidung. Peinlich und beschämend ist jedoch, dass ranghohe türkische Politiker aus verletztem Stolz und falsch verstandenem Patriotismus heraus nun mit Druck und Drohungen reagieren.
*Henning Fülbier, Regisseur, Theaterpädagoge und Autor, war neun Jahre lang Fachberater für Deutsch an südbrasilianischen Schulen von Rio Grande do Sul und Santa Catarina und Dozent für Deutsch als Fremdsprache am IFPLA in Ivoti, RS. Heute, u. a., unser Beobachter und Kommentator in Berlin für die Radiosendung AHAI – Die Deutsche Stunde der Gemeinden – Bl. 01 und Kolumnist bei www.brasilalemanha.com.br.
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