Die zwei Gesichter von RIO 2016 – von Eckhard Ernst Kupfer*

Was Rio immer noch ausmacht, ist die einzigartige Landschaft von Stränden, Bergen und tropischen Wäldern. Was Rio auch ausmacht, ist die leichte Lebensart seiner Bewohner, die arbeiten um zu leben und nicht umgekehrt. Die Stadt hat aber auch eine Kehrseite, das sind die Favelas, die nicht etwa zurückgehen, sondern sich immer mehr ausweiten und die Angst der Bewohner und Besucher vor Gewalt. Dazu kommt noch, dass es keiner Verwaltung gelang die Schönheit der Natur wirklich zu bewahren. Das Wasser der Buchten ist verschmutzt, die tropischen Wälder sind voll von Unrat und Schmutz und die Versuche dies zu verbessern versanden in einer administrativen Unfähigkeit und endloser Korruption.

Dies alles, die Vorteile und Nachteile wurden während der beiden Olympiawochen von den Besuchern und Athleten hautnah gespürt. Die internationale Presse berichtete über die freundlichen Seiten der Cariocas, aber auch über die hässlichen Seiten.

Von deutscher Seite überschattete der Tod es bekannten Rudertrainers Stefan Henze die Freude an den Ergebnissen und Medaillen. Ein Taxi rammte frontal einen Lichtpfeiler. Nach Meinung der begleitenden deutschen Ärzte hätte ein schneller  Eingriff sein Leben retten können, aber er wurde von einem Hospital in das andere geschoben.

Ein anderer weniger schöner Vorfall war der Wettbewerb des Stabhochspringens. Ganz ohne Frage war es ein spannender und für Brasilien großartiger Wettkampf mit einem historischen Sieg von Thiago Braz für Brasilien, dieser wurde nur dadurch geschmälert, dass sich das Publikum schlimmer als in einem Fussballstadion benahm und den französischen Weltrekordler Renard Lavillenie bei jedem Versuch auspfiff und ausbuhte. Da fehlte jeglicher sportliche Anstand. Auch in anderen Arenen überzog das Publikum oft die Begeisterung für die nationalen Sportler und gegen die Teilnehmer anderer Nation, das war nicht olympisch.

Die Wettkämpfe an sich wurden pünktlich und korrekt durchgezogen, was jedoch jeden Besucher störte war die Logistik. Lange Verkehrswege, verstopfte öffentliche Verkehrsmittel, Fehler in der Versorgung innerhalb der Stadien. Jeder Besucher meinte, bringe Geduld und  Humor mit und viel Geld, denn billig ist in Rio nichts mehr.

Bleibt zu hoffen, dass die letzten Tage eher ein freundliches Gesicht der Stadt und der Spiele zeigen, und vor allem die Kriminalität und der Terror keine Spuren hinterlassen werden.


*Eckhard Ernst Kupfer
ist deutscher Journalist, Direktor des Martius-Staden-Instituts in São Paulo, Herausgeber der Jahrbücher des Instituts, Mitautor von “Fünf Jahrhunderte deutsch-brasilianische Beziehungen”, Kommentator der Radiosendung AHAI – Die deutsche Stunde der Gemeinden > Block 05 und Kolumnist bei www.brasilalemanha.com.br.
E-Mail: ekupfer@martiusstaden.org.br