Das könnte wohl stimmen, denn der Unterschied zwischen Arm und Reich ist dank einem guten politischen Sozialsystem bei weitem nicht so drastisch wie hier in Brasilien.
Der Durchschnittslohn nach Abzug der Steuern liegt in Deutschland bei ungefähr 2000 EUR monatlich; wer gut verdient könnte es sich da durchaus gutgehen lassen. Doch Wohlstand und Konsum bedeutet in Wohlstandsländern, dass das irgendwo auf der Welt auf Kosten anderer geht. Damit meine ich, dass Konsumgüter, wie Kleidung, Schuhe, Elektroartikel oder importierte Lebensmittel irgendwo auf der Welt zu Billigstpreisen hergestellt, und in Ländern wie in Deutschland teilweise teuer wieder verkauft werden.
Man könnte für sein Geld in Deutschland also monatlich durchaus viel bekommen, allerdings trägt man auch gleichzeitig eine gewisse Verantwortung, was außerhalb des Landes passiert. Viele Menschen achten deshalb in Deutschland darauf, dass sie ihren Kaffee, Kakao oder die Schokolade „fair trade“, auf brasilianisch „comércio justo“ kaufen. Das funktioniert auch bei Kleidung oder Schuhe. Allerdings, ist klar, dass diese „fair trade“ Konsumgüter wesentlich teurer sind als billig hergestellte.
Menschen, die diese „fair trade“ Konsumgüter herstellen werden ordentlich bezahlt und man kann eines ruhigen Gewissens seinen morgentlichen Kaffee genießen oder die neu erstandene Hose anziehen. Und damit ist auch klar, dass man auch in Deutschland, wer mit Verantwortung einkaufen möchte, nicht so viel Schokolade oder Mode kaufen kann, wie man gerade möchte. Bei einem höheren Preis, aber einem guten Gewissen, muss man sich sein Geld eben auch einteilen.
In Deutschland findet seit einigen Jahren ein zunehmender Wandel von einer Konsumgesellschaft mit Billigprodukten zu einer verantwortungsbewusst konsumierenden Gesellschaft statt. Solch ein verantwortungsbewusstes Kaufverhalten kann man natürlich auch auf die Umwelt ausdehnen: Bio-Lebensmittel, anstatt konventioneller Anbau mit Gift und Massentierhaltung, Bio-Putz- und -waschmittel anstatt Chemie und Gemüse und Obst der Saison, statt importiert und aus der Reifekammer, oder Kosmetik auf biologischer Basis und ohne Tierversuche.
Die Umwelt und unsere Mitmenschen werden es danken.
Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende und grüße Sie aus Estrela,
Ihre Anja Dullius
*Anja Dullius ist Mikrobiologin aus dem Bodensee-Gebiet im Süden Deutschlands und Kommentatorin der Radiosendung AHAI – bl. 02. Sie lebt mit ihrem Ehemann Carlos und den drei Kindern in einer ausgeprägt deutschstämmigen Gemeinde bei Estrela, RS. Derzeit promoviert sie an der Universität UNIVATES in Lajeado im Bereich Biotechnologie und arbeitet an einem Projekt über Lebensmittelzusätze aus Molkeproteine. Email: dulliusanja@gmail.com