Es ist ganz natürlich, dass man sich mit einem neuen amerikanischen Präsidenten eingehender beschäftigt, als mit sonst einer Persönlickeit des öffentlichen Lebens. Besonders wenn dieser neue Amtsinhaber in seiner Wahlpropaganda und auch in seiner Eröffnungsrede Maßnahmen und Schritte ankündigt, die in den nächsten Jahren möglicherweise die Struktur der gesamten Welt verändern können.
Der Mauerbau zwischen der USA und Mexiko war ja bereits ein Projekt von George W. Bush in seiner Amtszeit ab dem Jahr 2000. Er wurde nur nicht richtig durchgeführt, weil mit dem Angriff auf das World Trade Center im Jahr 2001 und dem Beginn der Irak-Invasion, die USA andere Prioritäten setzte. Insofern ist Trumps Idee nicht gerade neu. Dass er allerdings den Staat Mexiko dafür auch noch zur Kasse bitten will ist sehr egozentrisch und diktatorisch, völkerechtlich ohnehin bedenklich. Das wäre etwas so, als wenn die ehemalige DDR die Bundesrepublik Deutschlands aufgefordert hätte für den Berliner Mauerbau und die Grenzzäune zwischen den beiden Deutschlands zu bezahlen. Nicht einmal das autokratische kommunistische System kam auf solch eine Idee.
Dass Trump das bewährte Freihandelsabkommen NAFTA neu strukturieren will ist sein gutes Recht. Es ist eine Konsequenz seines Schlachtrufs – America first -. Das transpazifische Handelsabkommen hat er ja bereits aufgekündigt. Folgt man dieser Logik weiter, so hat der neue Präsident die Idee sein Land wirtschaftlich autark zu machen, welthandelsmäßig zu isolieren, Schutzzölle einzuführen. Kurz all das was die Länder mit sehr viel Aufwand die letzten 60 Jahren aufgebaut haben, wieder zurückzudrehen.
Die Globaliserung der letzten Jahrzehnte hat den Wohlstand vieler Menschen verbessert und die Welt enger zusammengebracht, hat aber auch eine Menge Menschen enttäuscht, die sich mehr davon versprachen oder gar ihre Arbeit verloren haben, weil ihr Firmen in Billiglohnländer abwanderten. Das Ergebnis war dann, dass neue, konkurrenzfähige Produkte zu einem günstigen Preis auf dem Weltmarkt angeboten wurden, während der ehemalige amerikanische Fabrikarbeiter ein Dienstleister bei Federal Express wurde.
Dies alles zu stornieren, und Konsumartikel die heute in den BIlligländern der Welt produziert werden, wieder in USA herstellen zu lassen, hilft niemand. Am allerwenigsten dem amerikanischen Konsumenten, es sei denn Herr Trump würde dann jedes Handy von Apple subventionieren.
Ein noch wichtigerer Aspekt ist jedoch, dass mit dem Rückzug auf den Heimatmarkt, Herr Trump auch den Abschied der USA als Weltmacht und Anführer der freien Welt einläutet. Damit wird möglicherweise die Verschiebung der Weltführung nach Asien, die schon für die zweite Hälfte dieses Jahrhunderts vorgesehen war, bereits in den nächsten Jahren erfolgen.
Dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping wird dies recht sein.
*Eckhard Ernst Kupfer ist deutscher Journalist, Direktor des Martius-Staden-Instituts in São Paulo, Herausgeber der Jahrbücher des Instituts, Mitautor von “Fünf Jahrhunderte deutsch-brasilianische Beziehungen”, Kommentator der Radiosendung AHAI – Die deutsche Stunde der Gemeinden > Block 05 und Kolumnist bei www.brasilalemanha.com.br.
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