Erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier, dann steht das Christkind vor der Tür!
Guten Tag liebe Freunde der Deutschen Stunde der Gemeinden,
Das Warten auf das Weihnachtsfest während der Adventszeit ist vor allem bei Kindern mit einer großen Vorfreude belegt. In Deutschland gibt es einige Bräuche, um diese Wartezeit zu verkürzen und die Vorfreude auf angenehme Weise zu steigern. Da wäre zum einen der Adventskranz mit seinen vier Kerzen, von denen jeden Sonntag eine mehr entsprechend den vergangenen Adventssonntagen angezündet wird. Zum anderen gibt es seit dem 19. Jahrhundert den Adventskalender, bei dem die Tage im Advent bis zum Heiligabend gezählt werden.
Der erste Adventskalender stammt vermutlich aus dem Jahr 1851, bei dem protestantische Familien für jeden Adventstag ein Bild an die Wand hängten. In katholischen Familien dagegen wurden Strohhalme in eine Krippe gelegt und zwar für jeden Tag einen Strohhalm. Ab 1903 gab es gedruckte Kalender, bei denen man für jeden Tag ein Bildchen hinein kleben konnte und ab 1920 gab es dann die Kalender mit kleinen Fensterchen zum öffnen, bei denen dahinter ein Bildchen zum Vorschein kam. 1958 kam der erste Adventskalender in den Handel, bei dem hinter jedem Fensterchen ein Stück Schokolade steckte. Mit dieser Art Adventskalender bin auch ich aufgewachsen.
Etliche Städte in Deutschland, darunter auch meine Heimatstadt Sigmaringen, verwandeln die Fassaden des Rathauses in einen Adventskalender. In Dörfern entwickelte sich die Tradition, dass 24 verschiedene Familien jeweils ein Fenster ihres Hauses zu einem Adventskalender-Türchen gestalten und davor abends bei Weihnachtslichtern und Gebäck eine Geschichte vorgelesen oder erzählt wird. In der Evangelischen Landeskirche im Bundesland Baden-Württemberg entstand vor einigen Jahren der größte Adventskalender der Welt: hier öffnet jeden Tag im Advent eine andere Kirche in Württemberg ihre Türen zu einem adventlichen Aktionstag.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein schönes Wochenende und einen besinnlichen 2. Adventssonntag!
Schöne Grüße aus Estrela wünscht Ihnen Ihre
Anja Dullius
*Anja Dullius ist Mikrobiologin aus dem Bodensee-Gebiet im Süden Deutschlands, Kommentatorin der Radiosendung AHAI – Die deutsche Stunde der Gemeinden > Block 02 und Kolumnist bei www.brasilalemanha.com.br. Sie lebt mit ihrem Ehemann Carlos und den drei Kindern in einer ausgeprägt deutschstämmigen Gemeinde bei Estrela, RS. Beruflich arbeitet sie als Wissenschaftlerin in einem Chemieunternehmen für ein Biogasprojekt, gefördert vom CNPq, entwickelt biotechnologische Produkte und ist an der Universität UNIVATES in Lajeado an einem Projekt zur Untersuchung von Milchsäurebakterien beteiligt. Email: dulliusanja@gmail.com.