Überall sind Berge von Schutt und Asche, verwüstete Wohnungen, Bahnanlagen und Fabriken.
Die Alliierten, welche die Stadt bombardierten, haben gründliche Arbeit geleistet. Was von der Stadt noch übrig blieb, zerbrach und verbrannte in den letzten Abwehrkämpfen des deutschen Militärs am Ende des Krieges.
Der Ingenieur Cecil Newman kam 1945 mit den britischen Truppen nach Berlin, um beim Wiederaufbau mitzuhelfen. Er war ein leidenschaftlicher Fotograf und wollte die Zerstörung der Stadt dokumentieren. Eine exzellente Ausstellung im Märkischen Museum in Berlin zeigt nun 200 seiner Schwarzweißfotos. Er fotografierte alles, was ihm vor die Kamera kam. Vieles davon ist außergewöhnlich. Denn ihn interessierten nicht nur die Ruinen, sondern vor allem auch die Menschen, die aus dem Krieg heimgekehrt waren: Entwurzelte und Heimatlose, Flüchtlinge und Kinder. Sie mussten oft im Freien unterrichtet werden, weil die Schulen zerstört waren.
Was an der Ausstellung in Berlin besonders beeindruckt, sind die Portraits. In den Gesichtern der Menschen dieser Zeit spiegelt sich ein geradezu befremdlicher Glaube an die Zukunft. Mit Optimismus und Energie werden sie ihre Stadt wiederaufbauen. Und daraus wurde das Berlin von heute: eine blühende und attraktive Weltmetropole.
Bei mir, der ich nach dem Krieg geboren bin und die schrecklichen Jahre nur aus Erzählungen kenne, hat die Ausstellung ein tiefes Gefühl der Dankbarkeit gegenüber der älteren Generation hinterlassen.
*Henning Fülbier war neun Jahre lang beauftragter Sprachberater der deutschen Bundesregirerung bei Schulen mit Deutschuntericht in Rio Grande do Sul und Santa Catarina, mit Sitz in in Porto Alegre, Süd-Brasilien, und ist heute u. a. Korrespondent BrasilAlemanha in Berlin und dortiger Beobachter und Kommentator bei unserer Radiosendung AHAI – Die deutsche Stunde der Gemeinden.