Berliner Schulen vor großen Herausforderungen – von Henning Fülbier*

70.000 Flüchtlinge erreichten in diesem Jahr die deutsche Hauptstadt: aus Afrika, aus dem Nahen Osten und den Balkanländern. Sie flohen vor Krieg, Hunger, Elend und Vertreibung. Und unter den Flüchtlingen sind mehr als 10.000 Kinder und Jugendliche, die ein Recht auf einen Schulbesuch haben. Mit so einer großen Zahl konnte hat man bei der Planung nicht rechnen.

In Berlin hat man schon vor vier Jahren sogenannte Willkommensklassen eingerichtet. Das sind spezielle Klassen für junge Menschen, die kein oder nur wenig Deutsch können. In diesen Spezialklassen lernen sie nun vor allem die deutsche Sprache, damit sie später in ganz normale Klassen integriert werden können.

Das hört sich leichter an, als es tatsächlich ist. Denn es gibt kaum ausgebildete Lehrer, die Deutsch als eine Fremdsprache unterrichten können. Hinzu kommt, dass manche der ausländischen Jugendlichen Analphabeten sind und noch nie eine Schule besucht haben.

So sitzen nun Kinder aus ganz unterschiedlichen Nationen mit ganz unterschiedlichen Vorkenntnissen in ein und derselben Klasse. Oft kommen die jungen Leute auch noch aus Ländern, die sich einmal bekriegt haben. Das schafft Reibungen und Konflikte und verlangt von den Lehrerinnen und Lehrern viel Geduld, Empathie und Durchsetzungsvermögen.

Ob die Integration letztlich gelingt, wird sich erst in einigen Jahren zeigen. Allzu optimistisch sollte man da allerdings nicht sein.


*Henning Fülbier 
war neun Jahre lang beauftragter Sprachberater der deutschen Bundesregirerung bei Schulen mit Deutschuntericht in Rio Grande do Sul und Santa Catarina, mit Sitz in in Porto Alegre, Süd-Brasilien,  und ist heute u. a. Korrespondent BrasilAlemanha in Berlin und dortiger Beobachter und Kommentator bei unserer Radiosendung AHAI – Die deutsche Stunde der Gemeinden.