Es interessiert sehr wohin wir gehen, was wir erreichen können, wie unsere Lebensplanung aussehen soll und wie sich unser Umfeld, unser Land oder gar die Welt in den nächsten Jahrzehnten entwickeln und verändern wird.
Auf nahezu allen Gebieten gibt es Fachleute und Experten, die aufgrund ihrer Detailkenntnisse und Studien uns sagen was kommen wird und wie wir in 10, 20 oder 30 Jahren leben werden. Doch bei aller Ehrfurcht vor diesen Experten, sind die Vorhersagen mit Vorsicht zu genießen, ganz besonders auf politischem und wirtschaftlichem Gebiet. Da können ständig unvorhersehbare Einflüsse auftauchen, die jegliche Vorausschau verändern können, außerdem wird von Politikern sehr viel Wunschdenken geäußert.
Eine typische Äußerung des damaligen Finanzministers Guido Manteiga im Oktober 2014: „ Wer auf einen höheren Dollarwechselkurs spekuliert wird völlig daneben liegen“. Damals lag der Kurs bei 2,45 heute liegt er bei 4,00.
Auch der Ölpreis wurde weiterhin nach oben projiziert als er bereits bei US$ 100,00 für das Fass lag. Heute bewegt sich der Preis um US$ 40,00. Auch berufsmäßige Spekulanten liegen häufig daneben. Dies zeigt der amerikanische Psychologe Philip Tetlock in seinem neuen Buch: “Superprevisões“ auf.
Die besten amerikanischen Experten sahen weder den Irakkrieg noch den Wallstreet-crash von 2008 voraus. Dies brachte ihn auf die Idee an der Stanford Universität sogenannte Denkergruppen zu bilden. Das waren freiwillige Studenten, Mitarbeiter und Jedermann der sich einigermaßen am Weltgeschehen interessiert zeigte. Rasch formierte sich eine Gruppe von 200 Personen, die weiterhin anwächst.
Das Ergebnis ist, dass Expertenvoraussagen zu 15 Prozent eintrafen, während die „ Superprevisores“ auf eine 60 prozentige Wahrscheinlichkeit kamen. Dies beeindruckte selbst die amerikanische Regierung. Tetlock bekam den Auftrag eine elektronische Plattform zu erstellen auf der sich jedermann registrieren und seine Vorhersage zu gewissen Themen hinterlegen kann. Diese werden dann regelmäßig gesammelt und ausgewertet, daraus ergibt sich dann eine mehrheitliches Bild das in eine bestimmte Richtung geht.
Diese Mehrheitsmeinung wird dann an die Entscheidungsträger weitergegeben. Ob sie danach wirklich ihre Entscheidungen fällen oder nicht, steht auf einem anderen Blatt. Dieser Trend zeigt jedoch, dass eine alte Weisheit ihren Sinn auch heute nicht verloren hat:
Der Glaube an den gesunden Menschenverstand.
*Eckhard Ernst Kupfer ist der Direktor des Martius-Staden-Instituts in São Paulo, Kommentator der Radiosendung AHAI – Die deutsche Stunde der Gemeinden und Kolumnist bei www.brasilalemanha.com.br.
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