Brasilien: einmal teuer, einmal billig – von Eckhard E. Kupfer*

  Radiosendung AHAI 994 – Kommentar Nr. 214

Die letzten Jahre mussten wir erleben wie Brasilien ein teures Land wurde. Die Quotierung des US Dollar fiel auf 1,70. Das war gut für die brasilianischen Touristen, sie konnten so billig wie nie reisen. Das war auch gut für die Importeure, sie mussten so wenig wie nie für ihre Ware aus dem Ausland bezahlen. Schlecht daran waren die Exporteure, sie erzielten wenig Gegenwert für ihre Verkäufe. Die Zentralbank und der Finanzminister stöhnten ob der Dollarschwemme die das Land überrollte. Wenn wir selbst unsere Preise verglichen, mussten wir sagen, Brasilien ein teures Land, denn wir bezahlten für viele Waren weit mehr als die Amerikaner oder Europäer, wenn wir in ihre Währung umrechneten.

Aber es gab auch schon andere Zeiten, Brasilien war ein billiges Land, wer mit Dollar kam konnte sich hier alles leisten, Ferien, Hotels, Restaurants, selbst Immobilien oder gar komplette Firmen. Die Währung oszilierte immer wieder und mal stöhnte der Brasilianer, mal der Ausländer. Das ging schon Jahrzehnte so.
 

Doch in den letzten Jahren, besonders nach der Weltfinanzkrise in 2008, hatte es den Anschein, als ob Brasilien sich besser vorbereitet hätte und aus dieser schwierigen Zeit unbeschadeter hervorgekommen wäre. Der Real wurde stabil, der Dollar schwach, so schwach, dass sich der Brasilianer im Ausland alles erlauben konnnte. Doch diese Zeit scheint nun vorbei zu sein, der Finanzmarkt Brasilien hat sich nicht so stabil erwiesen, sondern profitierte nur von der Schwäche der US-Wirtschaft. Seit diese sich wieder einigermaßen erholt hat und die Finanzanleger vertrauen haben, fließen die Anlagedolar zurück, die brasilianische Wirtschaft schwächelt, die Regierung hat kein Mittel um dies zu ändern, und der Real wurde dieses Jahr bereits um zwanzig Prozent entwertet. Wem nützt das außer den Exporteuren? Den Reisenden die aus dem Ausland kommen, und den Anlegern und Investoren. Nur das Land zeigt derzeit kein Vertrauen, deshalb kommt sehr wenig zurück, und Brasilien wird wieder ein billiges Land, nur nicht für den Brasilianer.

*Eckhard E. Kupfer ist der Direktor des Martius-Staden-Instituts in São Paulo, Kommentator der Radiosendung AHAI – Die deutsche Stunde der Gemeinden und Kolumnist bei www.brasilalemanha.com.br.
E-Mail: ekupfer@martiusstaden.org.br