Er war zwar diplomatisch, aber es war leicht herauszuhören, das die neue amerikanische Administration an dem südlichen Teil des Kontinents wenig Interesse zeigt. Wenn man einmal die Grenzsicherheit mit Mexiko ausklammert, und seine neuesten Töne über Ordnung in Venezuela als bloses Drohen abtut, dann existiert für die Trumpadministration Südamerika praktisch nicht.
Aber neben der offiziellen Regierungspolitik findet man derzeit auch wenig nordamerikanische Geschäftsleute oder Investoren, die sich besonders für den östlichen Teil des Subkontinents interessieren würden. Während die Pazifikanrainer, Equador, Kolumbien, Peru und Chile im Transpazifik-Pakt noch eine wirtschaftspolitische Verbindung zum großen Bruder im Norden haben, steht der Mercosul mal wieder ganz verlassen da. Mit dem argentinischen Präsidenten Macri verbinden Trump noch ehemalige Geschäftsverbindungen, aber der derzeitige brasilianische Regierungschef wird nur abschätzig als “lame duck” als “lahme Ente” bezeichnet.
Das ist keine Auszeichnung für das fünftgrößte Land der Erde, das einmal die fünfte Wirtschaftsmacht war und als BRICS-Mitglied zu den wirtschafts und politischen Nationen der Zukunft gehörte. Den Namen des brasilianischen Außenministers kennt im Ausland so gut wie niemand, da der derzeitige der fünfte in 3 Jahren ist. Man muss es klar sagen, Brasilien hat sich von der Weltpolitik eine “Auszeit” genommen. Derzeit gibt es nur ein Thema, und das heißt überleben. Eine Regierung die nahezu täglich nur ums Überleben kämpft, kann keine Strategie entwickeln, kann keine weiterreichenden Abmachungen treffen sondern plant nur von morgens um sechs bis Mitternacht.
Die Regierung schleift sich mühsam über die Runden und hofft, dass sie innenpolitisch die nächsten 16 Monate überstehen kann. Das ist aber für solch eine Nation einfach zu wenig. Die Welt entwickelt sich rasend weiter, geht vorwärts und Brasilien versinkt in Lethargie.
Gäbe es da nicht den 200 Millionen Konsumentenmarkt, würde das Land weltpolitisch so vergessen werden wie eine einsame Insel in der Südsee. Experten und Positivisten mögen noch so sehr die Trommel rühren und Brasiliens Einmaligkeit auf den Gebieten wie Biosphäre, natürlicher Energie und Kreativität herausstreichen. Aufgrund seiner politisch-juristischen Labilität, seines ziemlich verschlossenen Marktes und der fehlenden Innovation, erweckt es derzeit wenig Begeisterung.
Wer auch immer 2019 die Regierung übernehmen wird, der muss einen herkulanischen Kraftakt durchführen um Brasilien in der Weltgemeinschaft wieder Achtung zu verschaffen.
*Eckhard Ernst Kupfer ist deutscher Journalist, Direktor des Martius-Staden-Instituts in São Paulo, Herausgeber der Jahrbücher des Instituts, Mitautor von “Fünf Jahrhunderte deutsch-brasilianische Beziehungen”, Kommentator der Radiosendung AHAI – Die deutsche Stunde der Gemeinden > Block 05 und Kolumnist bei www.brasilalemanha.com.br – Notícias.
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