Der Drang nach Reichtum – von Eckhard Ernst Kupfer*

Die letzten beiden Wochen war ich auf Reisen durch Minas Gerais. Der Staat ist immerhin etwas größer als Frankreich. Wir hatten uns den historisch wichtigsten Teil ausgesucht, einen Abschnitt der Estrada Real von Ouro Preto nach Diamantina. Der Grund war, dass die bayerischen Landsleute Johann Baptist von Spix und Carl Friedrich von Martius diese Strecke vor 200 Jahren durchritten haben und in ihrem dreibändigen Reisebericht: “Reise in Brasilien” dieser Region einen ausführlichen Bericht gewidmet haben.

Ouro Preto, Mariana und auch Diamantina, wurden zum Beginn des 18. Jahrhunderts von den Bandeirantes, auf der Suche nach dem Edelmetall Gold und bei Diamantina nach Edelsteinen, vor allem Diamanten, besiedelt. Es müssen wilde und spannende Zeiten gewesen sein. So mancher wurde sehr reich, viele gruben ein Leben lang einer Illusion nach und der Staat und die Kirche verdienten immer mit. Dies kann man noch heute an den reichhaltigen barocken Bauten und Kirchen erkennen. 

Schon damals blühte die Korruption, indem Gold und Edelsteine an der staatlichen Kontrolle vorbei geschmuggelt, und mit hohen Gewinnen im Land selbst oder aber in Europa verkauft wurden. Die so berühmte Geschichte der Sklavin Xica da Silva, die den Contratador João Fernando de Oliveira betörte und zum Vater von dreizehn Kindern machte, hat auch eine andere Seite der Medaille: So berichtet Martius in seinem Buch von 1828, dass Oliveira einen Kontrakt für 700 Sklaven erhalten hätte, mit denen er nach Edelsteinen suchen durfte, illegal beschäftigte er aber zehntausend, die für ihn arbeiteten und ein Großteil der Funde und der dadurch entstandenen Gewinne, wurden nicht gemeldet und darüber keine Steuern bezahlt. Dies war auch der Grund, weshalb er abreisen musste und seine schöne Geliebte auf nimmer wiedersehen zurück ließ.

Bei Mariana sahen wir, wohin die Ausbeutung der Landschaft heute führen kann. Fast eineinhalb Jahre nach dem Dammbruch bei Bento Rodrigues kann man die Reste der zerstörten Häuser, die Schlammberge die alles zugedeckt haben und die verschmutzten Flüsse erkennen. Der brutale Abbau der Landschaft um mit Eisenerz Gewinne zu erzielen, hat Menschenleben und ganze Ortschaften zerstört. Es wird noch Jahre dauern, bis die Flüsse wieder sauber sein werden und die Vergangenheit von der Natur überdeckt wird. Für hunderte von Menschen ist die Heimat für immer verloren.

Damals wie heute ist der Drang nach Reichtum stärker als alles. Minas Gerais ist sowohl ein geschichtliches als auch ein gegenwärtiges Beispiel dafür.

*Eckhard Ernst Kupfer é o diretor do Instituto Martius-Staden de São Paulo, editor dos Anuários do Instituto, co-autor do livro Cinco Séculos de Relações Brasileiras e Alemãs, comentarista do programa radiofônico AHAI – A Hora Alemã Intercomunitária/Die Deutsche Stunde der Gemeinden > bl 05 e colunista de www.brasilalemanha.com.br. E-mail: ekupfer@martiusstaden.org.br