Ihr Glaube verlange angeblich von ihnen, beim Verlassen des Hauses den Kopf zu verhüllen, um vor Belästigung durch Männer sicher zu sein.
Frauen, die beim Staat arbeiten wollen, z.B. Polizistinnen oder Lehrerinnen, dürfen aber keine religiösen Symbole tragen, also auch keine Kopftücher. Der Staat will sich aus Glaubensfragen heraushalten. Und genau darüber ist ein Streit ausgebrochen: Eine junge Juristin mit Kopftuch bekam Schwierigkeiten im Land Berlin, also vom Staat, eingestellt zu werden.
Dabei versteht sie sich durchaus als moderne, emanzipierte Frau und sagt: „Es ist meine private Entscheidung und mein Recht, als Muslimin ein Kopftuch zu tragen, auch wenn ich beim Staat arbeite.“
Kritiker des Islam sehen aber im Kopftuch immer noch ein Symbol der Unfreiheit und Unterdrückung der Frau. Der Islam sei eine sehr engstirnige, konservative Religion. Es gebe keinerlei religiöse Toleranz und keine Gleichstellung von Mann und Frau.
Gleichberechtigung gehört aber zum Kernbereich moderner Demokratien. Das Kopftuchtragen sei daher kein individueller Akt weiblicher Emanzipation oder gar nur ein modischer Trend. Vielmehr werde hier ein überholtes Frauenbild propagiert.
Ich persönlich habe nichts gegen Kopftücher. Jeder soll schließlich nach seiner Façon selig werden. Aber ich erwarte, dass Menschen in einem öffentlichen Amt mir wohlwollend-neutral gegenübertreten und nicht ihren Glauben vor sich her tragen. Und sei es nur in Form eines Kopftuches von 50 mal 50 Zentimetern.
*Henning Fülbier war neun Jahre lang beauftragter Sprachberater der deutschen Bundesregirerung bei Schulen mit Deutschuntericht in Rio Grande do Sul und Santa Catarina, mit Sitz in in Porto Alegre, Süd-Brasilien, und ist heute u. a. Korrespondent BrasilAlemanha in Berlin und dortiger Beobachter und Kommentator bei unserer Radiosendung AHAI – Die deutsche Stunde der Gemeinden.