Dialekte in Deutschland – von Anja Dullius*

Viele Menschen wachsen mit dem Dialekt ihrer Heimatregion auf und lernen das Hochdeutsche erst später in der Schule. Deutschland gehört zu den Ländern, in dem auffallend viele Dialekte gesprochen werden. Es wird je nach Region gequatscht, geschnackt, gschwätzt und gebabbelt – kurzum: die Vielfalt an Deutschen Dialekten ist groß und je nach Region verschieden.

Es gibt Ortsdialekte, die nur in einem Umkreis von 30 km gesprochen werden. Manch einer wundert sich da nicht mehr, wenn er zu hören bekommt, dass es in Deutschland sogar zu Kommunikationsproblemen kommt und beispielsweise Norddeutsche die Süddeutschen nur schwer verstehen können und umgekehrt.

Die Mundarten sind in ihren Regeln und der Aussprache zu verschieden. Die deutschen Dialekte stammen ursprünglich von den germanischen Stämmen, die bis zu Beginn des Mittelalters um 500 n.Chr. deutsches Gebiet besiedelten. Ab dem Frühmittelalter zwischen 600 und 800 n.Chr. entwickelten sich die Dialekte in den verschiedenen Regionen zu dem, was wir heute kennen. Da Deutschland zwischen 1231-1919, also für knapp 700 Jahre, in Kleinstaaten eingeteilt war, die ihre festen Grenzen hatten, ihre eigene Währung und Reisen nur etwas für reiche Leute war und zudem noch sehr unbequem und gefährlich, blieben die einfachen Leute in ihren Regionen und sprachen das was sie kannten: ihren Dialekt.

Heute gibt es in Deutschland 16 verschiedene Dialekte, die in ihre Unterdialekte aufgeteilt werden können. Der Hunsrücker Dialekt gehört in Deutschland zu den Westmitteldeutschen Dialekten und teilt die Region Hunsrück durch die mittelalterliche Lautverschiebung in das rheinfränkische Hunsrück und das moselfränkische Hunsrück ein. Durch die Auswanderungswelle zwischen 1824 und 1850 nahmen die Hunsrücker ihren Dialekt mit nach Südbrasilien und pflegten ihn in seiner ursprünglichen Form weiter.

Es bildete sich daraus mit der Zeit das Riograndenser Hunsrückisch. So wie die Deutschen in Deutschland ihre Dialekte sprechen, pflegen und erhalten, wäre es schön, wenn auch in Südbrasilien das Riograndenser Hunsrückisch erhalten bleiben könnte. Denn Dialekte sind lebendig, kraftvoll und ausdrucksstark, sie sind ein Teil deutscher Kultur und Tradition. Verstehen Sie, liebe Freunde der Deutschen Stunde der Gemeinden diesen Kommentar als Einladung, weiterhin so zu sprechen wie Ihnen der Schnabel gewachsen ist! Damit auch Ihre Kinder diesen Dialekt lernen können und das „Deutsch sprechen“ in Südbrasilien erhalten bleibt.

Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende und grüße Sie aus Estrela,

Ihre Anja Dullius


*Anja Dullius
 ist Mikrobiologin aus dem Bodensee-Gebiet im Süden Deutschlands,  Kommentatorin der Radiosendung AHAI – Die deutsche Stunde der Gemeinden > Block 02 und Kolumnist bei www.brasilalemanha.com.br. Sie lebt mit ihrem Ehemann Carlos und den drei Kindern in einer ausgeprägt deutschstämmigen Gemeinde bei Estrela, RS. Beruflich arbeitet sie als Wissenschaftlerin in einem Chemieunternehmen für ein Biogasprojekt, gefördert vom CNPq, entwickelt biotechnologische Produkte und ist an der Universität UNIVATES in Lajeado an einem Projekt zur Untersuchung von Milchsäurebakterien beteiligt. Email: dulliusanja@gmail.com.