Damals gab es sogar eine Union der Geflügelexporteure und da mein damaliger Arbeitgeber im Geschäft bleiben wollte, musste er einen arabischsprechenden Mitarbeiter einstellen, der die Exportdokumente erstellte und die Verpackungen überprüfte, damit alles korrekt bezeichnet wurde. Das schlimmste was passieren konnte, war wenn auf dem Verschiffungsdokument der Empfangshafen mit dem Beiwort Persischer Golf anstatt Aarabischem Golf genannt wurde. Dann gab es Ärger.
Aber auch andere Länder, wie die Europäische Union, versorgten sich gerne mit brasilianischen Geflügel. Doch vor einigen Monaten, kam ans Tageslicht was schon nicht mehr überraschend war, der Skandal ums Federvieh. Damit nicht mehr ganz einwandfreies Fleisch zum Verkauf freigegeben wurde, wurden die Inspektoren des Gesundheitsministeriums und der Aufsichtsbehörde geschmiert. Ein in Brasilien keineswegs überraschender Vorgang. Überraschend war vielmehr, dass die Polizei den Manipulierern auf die Schliche kam und einige Fabriken stilllegen ließ. Daraufhin griff auch das Agrikulturministerium ein, und versagte den Export von einer ganzen Reihe von Fabriken. Am stärksten spürte dies der größte brasilianische Verarbeiter, BRF, der durch interne Quereleien schon seit Jahren Verluste schreibt, was kaum jemand verstehen kann.
Als nun Anfang dieses Jahres die Exportbehörde den Versand wieder freigab, tauchte jedoch ein Embargo der Europäischen Union auf. Man ist sich dort nicht sehr sicher, ob sich in Brasilien außer der Freigabe durch den Minister viel geändert hat. Die brasilianische Reaktion darauf ist ein Jammern und Wehklagen. Man erwägt Schritte bei der OECD (dem internationalen Wirtschaftsverband), weil man sich ungerecht behandelt fühlt.
Dabei wäre es so einfach gewesen, Brasilien das von vielen als der Versorger der Welt angesehen wird, sollte ganz einfach sauber arbeiten und nicht auch noch in der Lebensmittelherstellung versuchen zu tricksen.
*Eckhard Ernst Kupfer ist deutscher Journalist, Direktor des Martius-Staden-Instituts in São Paulo, Herausgeber der Jahrbücher des Instituts, Mitautor von “Fünf Jahrhunderte deutsch-brasilianische Beziehungen”, Kommentator der Radiosendung AHAI – Die deutsche Stunde der Gemeinden > Block 05 und Kolumnist bei www.brasilalemanha.com.br – Notícias.
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