Städte entfalten immer noch eine starke Sogwirkung. Das ist in Brasilien nicht anders als in Deutschland.
Aber die Stadt von morgen wird ganz sicher ganz anders funktionieren als die von heute. Die deutsche Bundesregierung hat ein Zukunftsprojekt ins Leben gerufen, um herauszufinden, wie sich eine CO2-neutrale, energieeffiziente und klimaangepasste Stadt entwicklen lässt.
Schon heute kann man in Berlin beobachten, dass immer weniger junge Leute sich ein eigenes Auto kaufen. Stattdessen mietet man eines oder teilt es mit anderen. Künftig wird überhaupt nur noch ⅕ der Autos von heute gebraucht. Taxis werden durch Elektroautos ohne Fahrer ersetzt, die auf intelligenten Straßen mit programmierbaren Sensoren fahren.
In der Stadt der Zukunft wird das Recycling von wertvollen Rohstoffen oberste Priorität haben. Alles wird wiederverwertet, nichts weggeworfen: vom Elektrogerät bis hin zu Baustahlträgern. Früher mussten Fabriken aus den Städten wegziehen, künftig kommen sie wieder zurück. Denn die Fabrik der Zukunft ist lärmarm und umweltfreundlich.
Was mich von allen Innovationen am meisten fasziniert, ist die Idee der essbaren Stadt. In öffentlichen Parks werden statt Tulpen Tomaten angepflanzt, außerdem Kartoffeln, Beeren und Früchte. Und jeder darf sich bedienen. Auf den Dächern werden außerdem Gemüsegärten entstehen.
Alles in allem wird die Stadt von morgen eine vernetzte, digitale Stadt sein. Sie könnte eine lebenswerte Stadt sein, wenn die Bewohner mehr Verantwortung für das Gemeinwesen übernehmen als heute.
*Henning Fülbier war neun Jahre lang zuständig für die Fachberatung Deutsch in brasilianischen Gymnasien von Rio Grande do Sul und Santa Catarina und ist heute unser Beobachter und Kommentator in Berlin für die Radiosendung AHAI – Die Deutsche Stunde der Gemeinden und Kolumnist bei www.brasilalemanha.com.br.
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