Es ist nicht das erste Mal dass versucht wurde die unterschiedlichen Interessen auf einen Nenner zu bringen, denn zu gegensätzlich sind die Ausgangspunkte und die Ziele. Die hoch entwickelten Länder Europas hätten am liebsten einen totalen stopp der Erderwärmung beschlossen. Dem entgegen standen aber die Wünsche der mächtigsten und größten Nationen wie USA und China.
Die einen wollen ihre Wirtschaft nicht beschränken und die anderen ihr Wachstum nicht gefährden. Dazu kommen noch die Länder der Dritten Welt, die es sich gar nicht leisten können strenge Umweltkontrollen einzuführen, dies wäre zu teuer und würde ihr wirtschaftliche Entwicklung beschränken.
Diese unterschiedlichen Interessen unter einen Hut zu bringen, war die Aufgabe des französischen Außenministers Fabius und des UN-Generalsekretärs Ban Ki-moon. Es ist ihnen gelungen alle Teilnehmer darauf einzuschwören, das bis zum Jahr 2100 die Erderwärmung 1,5 Grad Celsius nicht über steigen darf. Dafür sollen Kontrollen und Strafen eingesetzt werden.
Eigentlich ein lobenswertes Ergebnis, das hoffen lässt. Doch wir wissen aus der Vergangenheit, dass sich solch eine Vereinbarung schwer 100%ig durchführen lässt. Im Zweifelsfalle entscheiden die Politiker immer in ihrem Interesse und dem ihre Landes. Insofern scheint das Abkommen auch wieder nur den Wert einer Absichtserklärung zu haben.
Die brasilianische Presse hob besonders den positiven Einsatz der brasilianischen Delegation hervor, vertreten durch die Umweltministerin Izabella Teixeira. Sie war von ihrem Verhandlungsgeschick so begeistert, dass sie nachher meinte: „ roubei a cena“ . Wenn dem so war, ist es schön für Brasilien. Nur berichtet die Zeitung Estadão in derselben Ausgabe vom 13.Dezember, in welcher der Pariser Beschluss sagt, dass man von den fossilen Brennstoffen Abstand nehmen und auf Sonne, Luft und Wasserenergie umstellen soll, dass Brasilien mit chinesischer Hilfe ein Kohlekraftwerk von 600 Megawatt plant. Das wäre das zweitgrößte des Landes, das im Süden von Rio Grande do Sul, an der uruguayischen Grenze, erstellt werden soll.
Da fragt man sich doch wie die Jubelstimmung der brasilianischen Umweltpolitiker zu diesem neuen Projekt passt. Ein exemplarisches Beispiel von Doppelzüngigkeit.
*Eckhard E. Kupfer ist der Direktor des Martius-Staden-Instituts in São Paulo, Kommentator der Radiosendung AHAI – Die deutsche Stunde der Gemeinden und Kolumnist bei www.brasilalemanha.com.br.
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