In einer angesehenen deutschen Zeitung verglich ein renommierter Journalist den angehenden amerikanischen Präsidenten mit dem verschwenderischen römischen Kaiser Nero, der als 17jähriger im Jahre 54 nach Christus an die Macht kam und sich nach vierzehn wilden und turbulenten Regierungsjahren umbrachte.
Wie kommt aber ein seriöser Journalist darauf den neuen, freigewählten Präsidenten des wichtigsten Landes der Erde der Gegenwart mit einem neurotischen und später schizophrenen Herrscher im alten Rom zu vergleichen?
Nun, die Bauleidenschaft und der klassische Prunk in dem Präsident Trump gewohnt ist zu residieren haben durchaus altrömische Züge. Wer die Bilder sah, die im Internet von Donald Trumps eingerichteter Wohnung im Trump-Tower in Manhattan kursierten, der musste sich unvermittelt in die Paläste der Nerozeit zurückversetzt fühlen. Verglichen mit dieser goldschweren Dekoration wirkt selbst das Weiße Haus in Washington wie das Wohnhaus eines amerikanischen Südstaaten-Farmers. Ob Herr Trump sich dort zurechtfinden kann?
Zu den Höhepunkten Neros Lebens gehörte, dass er als Sänger und Schauspieler auftrat und sich im Beifall der Massen badete. Trumps Auftreten ist durchaus eines Schauspielers würdig, das Szenarium, das begeisterte Publikum, das sich an seiner einfachen, populistischen Sprache berauscht und ihm begeistert Beifallsovationen dar bringt. Als langjähriger Fernsehshowmann weiß er sehr wohl was die Massen hören wollen und wie man sie aufwiegelt. Trumps rassistische Äußerungen und seine Vorurteile gegen andere als die amerikanisch-weißen Ethnien, können durchaus mit Neros Christenverfolgung verglichen werden. Ob Mexikaner, ob Muslime, Hispanos oder andere Rassen von Zuwanderern, Trump will sie zumindest ausweisen.
Sein Privatleben und sein Verhältnis zu Frauen ist mit Skandalen und Beschuldigungen gepflastert, die vielfach einfach unter den Teppich gekehrt werden, aber sicher bei Bedarf wieder auftauchen werden und dem Präsidenten noch einige unruhige Stunde bescheren werden.
Nero war immer der Mittelpunkt, wo immer er auch auftrat. Selbst bei den Festspielen der Jugend, die er in Griechenland ausrufen ließ, legte er alle Termine der Veranstaltungen so, dass er jeweils daran teilnehmen konnte. Vom Sängerwettbewerb mit der Kithara ( heute wäre es die Elektrogitarre) bis zum Wagenrennen, Nero war immer der Gewinner. Eine ganze Karawane musste seine 1808 Siegeskränze nach Rom transportieren.
Selbst als er Rom in Flammen aufgehen ließ (64 n.Chr.), dachte er nur an eines, den Neuaufbau mit steinernen, prunkvollen Palästen die jedem Feuer wiederstehen konnten. Als er sich nach 14 Regierungsjahren das Leben nahm, waren seine letzten Worte:” Welch ein Künstler geht in mir zugrunde.”
Nun Donald Trump wird sicher keine 14 Jahre regieren und hoffentlich auch Washington nicht in Flammen aufgehen lassen, aber dass er sich als der Retter der amerikanischen Nation sieht und zwar nur sich allein, das kann man täglich seinen Reden entnehmen. Übrigens erinnert dies an einen ehemaligen brasilianischen Präsidenten, der ebenfalls gerne die Worte gebrauchte: “Niemals in der Geschichte dieses Landes ……” Wohin aber seine Regierung und die seiner Nachfolgerin dieses Land führte sehen wir täglich.
*Eckhard Ernst Kupfer ist deutscher Journalist, Direktor des Martius-Staden-Instituts in São Paulo, Herausgeber der Jahrbücher des Instituts, Mitautor von “Fünf Jahrhunderte deutsch-brasilianische Beziehungen”, Kommentator der Radiosendung AHAI – Die deutsche Stunde der Gemeinden > Block 05 und Kolumnist bei www.brasilalemanha.com.br.
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