Eröffnungsfeier mit staatlicher Verspätung ohne Entschuldigung – von Ekhard E. Kupfer*

Kupfer AHAI 980, Radio 203

Eröffnungsfeier mit staatlicher Verspätung ohne Entschuldigung

Pünktlichkeit ist die Höflichkeit der Könige, doch Könige haben wir schon lange nicht mehr, weder in Deutschland noch in Brasilien. Dies bemerkte man einmal mehr bei der Eröffnung der deutsch-brasilianischen Wirtschaftstage in São Paulo, die das Deutschlandjahr in Brasilien einläuten sollten. Über  tausend Besucher aus ganz Europa, Brasilien ja selbst aus Indien, die viele bedeutende Firmen und Institutionen vertraten, mussten eine Stunde lang warten bis sich die Damen und Herren Staatsvertreter bequemten auf der Bühne zu erscheinen. Dann gab es nicht ein einziges Wort der Entschuldigung, das diese Verspätung erklärt hätte. Man ging einfach zur Tagesordnung über.

Friedrich der Große sagte, dass er der erste Diener seines Staates wäre. Deshalb nannte man ihn wohl auch den „ Großen“ .Doch diese Größe vermisst man heute bei vielen politischen Repräsentanten. Sobald sie gewählt sind, vergessen sie ihren Auftrag und streben nur nach Macht. Diese Macht wird dadurch unter Anderem gezeigt, dass man das Volk nach Belieben warten lässt und ihm damit seine Unwichtigkeit zeigt.

Wenn selbst unsere höchsten Staatsvertreter sich dieses schlechte Benehmen angewöhnt haben, was kann man dann vom Volk, und besonders von der nächsten Generation erwarten?

Man muss besorgt sein.

*Ekhard E. Kupfer ist Direktor des Martius-Staden-Instituts in São Paulo, Kommentator der Radiosendung AHAI – Die deutsche Stunde der Gemeinden und Kolumnist bei www.brasilalemanha.com.br.
E-Mail: ekupfer@martiusstaden.org.br