Fluss zu verkaufen – von Anja Dullius*

AHAI-Kommentar für den 18./19. März 2017

Guten Tag liebe Freunde der Deutschen Stunde der Gemeinden,                                       

Zum ersten Mal in der Geschichte Deutschlands steht seit dem Jahr 2015 in einer Kleinstadt in Niedersachsen ein Fluss zum Verkauf. Zwar mag sich nun mancher fragen, wie man denn einen Fluss verkaufen kann und tatsächlich ist es auch nicht der ganze Fluss: sondern es sind lediglich die letzten 820 Meter bevor dieser in die Elbe mündet. Das Stück Fluss soll 95.000 EUR kosten, das sind ungefähr knapp 314.000 Reais.

Zu DDR-Zeiten nutzte der Zoll das Stück Fluss für seine Boote, danach diente es als Hafen für Vermessungsschiffe des Wasser-und Schifffahrtamts. Doch der Hafen wurde verlegt und nun hat man für dieses Stück Fluss keine Verwendung mehr. Daher soll es verkauft werden. Die Bewohner der Kleinstadt sind von dieser Begebenheit alles andere als begeistert. Ein Fluss ist ein Stück Natur, der allen gehört! Viele Bewohner haben Angst, denn was könnte passieren, wenn ein Privatbesitzer über ein Gewässer wie einen Fluss allein entscheiden darf, was mit ihm geschieht?

Darum haben die Bewohner dieser Kleinstadt kurzerhand einen Verein gegründet und sammeln Geld, um das Flussstück zu kaufen und für die Öffentlichkeit bestehen zu lassen. Rund 58 Prozent des nötigen Geldbetrags kamen schon zusammen.

Es klingt eigentlich wie ein verfrühter Aprilscherz und es ist eigentlich nur zu hoffen, dass dieses Vorhaben, einen Teil des Flusses zu privatisieren, nicht gelingt.

Ich wünsche Ihnen damit ein schönes Wochenende und grüße Sie aus dem Centro Universitário UNIVATES,

Ihre Anja Dullius

*Anja Dullius ist Mikrobiologin aus dem Bodensee-Gebiet im Süden Deutschlands, Biotechnologe-Doktorandin an der UNIVATES-Universität Lajeado im Südbrasilien, Kommentatorin der Radiosendung AHAI – Die deutsche Stunde der Gemeinden > Block 02 und Kolumnist bei www.brasilalemanha.com.br. Sie lebt mit ihrem Ehemann Carlos und den drei Kindern in einer ausgeprägt deutschstämmigen Gemeinde bei Estrela, RS. Beruflich arbeitet sie als Wissenschaftlerin in einem Chemieunternehmen für ein Biogasprojekt, gefördert vom CNPq, entwickelt biotechnologische Produkte und ist an der Universität UNIVATES in Lajeado an einem Projekt zur Untersuchung von Milchsäurebakterien beteiligt. E-mail: dulliusanja@gmail.com .