Die eine, das sind die freundlichen Menschen auf dem Münchener Bahnhof, welche neu angekommene Flüchtlinge herzlich willkommen heißen. Die andere sind die hasserfüllten Gesichter von Menschen, die Flüchtlinge als “Schmarotzer!” beschimpfen und “Kriminelle Ausländer – raus!” brüllen.
Bis zum Ende diesen Jahres werden es eine Millionen Menschen sein, die aus dem Nahen Osten und aus Afrika nach Deutschland geflohen sind. Sie haben Krieg und Zerstörung in ihren Heimatländern hinter sich gelassen. Ihre große Zahl macht vielen Deutschen Angst. Denn die Ankömmlinge kommen aus anderen Kulturen, sind größtenteils Muslime, und nur wenige sprechen die deutsche Sprache. Die Integration so vieler Menschen wird nicht einfach sein.
Warum aber entsteht immer mehr Hass und Gewalt gegen Flüchtlinge, gegen Flüchtlingshelfer und gegen Politiker? In Köln wurde die Bewerberin für das Bürgermeisteramt von einem Rechtsradikalen niedergestochen. In diesem Jahr hat es bereits 600 Angriffe auf Flüchtlingsunterkünfte gegeben. Wovor haben die Deutschen Angst? Es geht ihnen doch gut, die Wirtschaft boomt, und die Arbeitslosigkeit ist niedrig.
Auffallend ist, dass Rechtsradikalismus und Fremdenhass vor allem in Ostdeutschland weit verbreitet sind. Dort haben 39 % der Bevölkerung fremdenfeindliche Ansichten, im Westen sind es etwas weniger. Die Ursachen von Fremdenhass sind vielfältig. Aber oft entsteht er bei Menschen, die im Leben irgendwie zu kurz gekommen sind. Ihr Hass sucht sich ein Opfer und findet es bei den Flüchtlingen.
Trotz der vielen beschwichtigenden Appelle ist die Gefahr nicht auszuschließen, dass die Fremdenfeindlichkeit sich ausweitet und rechtsradikale Parteien so stark werden wie nie zuvor.
*Henning Fülbier war neun Jahre lang zuständig für die Fachberatung Deutsch in brasilianischen Gymnasien von Rio Grande do Sul und Santa Catarina und ist heute unser Beobachter und Kommentator in Berlin für die Radiosendung AHAI – Die Deutsche Stunde der Gemeinden und Kolumnist bei www.brasilalemanha.com.br.
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