An diesem Wochende wird die deutsche Hafenstadt Hamburg der Treffpunkt der großen Politik sein. Die Regierungschefs der 20 wichtigsten Länder dieser Erde, werden sich persönlich sehen, sich die Hände schütteln und sogar im einen und anderen Fall persönlich miteinander reden. Dies ist ansich bereits ein positives Zeichen, denn wer miteinander redet versucht zumindest den Anderen zu überzeugen oder wenigstens zu verstehen. Dass diese Gespräche nicht einfach sein werden und genügend Zündstoff in der Luft liegt, ist bekannt. Wenn Politiker wie Donald Trump, Vladimir Putin, Angela Merkel und Recep Erdogan aufeinander treffen, dann kann auch keine noch so diplomatische Sprache die grundsätzlichen Unterschiede und Differenzen überdecken.
Damit zeigt sich aber bereits, wie gefährlich es um die Weltpolitik heute steht. Weltweiter Frieden, Demokratie für alle, globale Wirtschaftspolitik und Umweltschutz, das sind Themen die in der Vergangenheit weitgehend Übereinstimmung erzielt haben und, wenn auch in kleinen Schritten, die Weltgemeinschaft sich gegenseitig näher gebracht hat. Doch diese Zeiten sind vorbei, wir befinden uns auf dem Weg zu einer neuen Polarisierung, Regionalisierung und Entdemokratisierung. Donald Trump ist ein typischer Vertreter dieser neuen Richtung, im Prinzip steht ihm Vladimir Putin näher als Angela Merkel, der türkische Machtmensch Erdogan passt sehr gut zu beiden und Theresa May aus Großbritannien könnte eine Schwester im Geiste sein. Da bleiben Angela Merkel nicht mehr viele wirkliche Freunde, vielleicht noch der junge Hoffnungsträger aus Paris, Emmanuel Macron. Viel sicherer fühlt sie sich dabei aber von dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping verstanden, der wenigsten in den Fragen der Globalisierung und Umwelt mit ihr einig ist.
Doch damit sind die Gemeinsamkeiten auch schon aufgezählt. Denn Donald Trump würde am liebsten noch heute ein totales Embargo gegen alle Länder verhängen, die mit Nordkorea Geschäfte machen. Nur ist das reine Twitterpolitik, denn dann müsste er sich von seinem größten Handelspartner, nämlich China trennen. Daraus wird wohl nichts. China will aber die Daumenschrauben bei Nordkorea nicht zu fest anziehen, sonst würde die USA im fernöstlichen Meer mit ihren Partnern Südkorea, Japan und Taiwan Oberwasser bekommen.
In Europa steht Russland unter Restriktionen wegen dem Ukrainekonflikt und der Krimannektion, der britannische Brexit ist eine ernste Bedrohung für die Europäische Union. Man sieht die Welt im Jahr 2017 ist nicht einfacher, friedlicher und unkomplizierter geworden.
Dazu kommen die vielen Demonstranten aus der ganzen Welt, die auf ganz andere Probleme aufmerksam machen wollen: regionale Kriege, Hungersnot in Afrika, Millionen Flüchtlinge und ethnisch-rassistische Konflikte an allen Ecken und Enden. Außerdem soll letztlich noch unser Planet sauberer und geschützter werden.
Wie soll man das alles zusammen bringen? Auch wenn die 20 Staatsoberhäupter sich einig wären, außer Spesen ist nicht viel gewesen.
*Eckhard Ernst Kupfer ist deutscher Journalist, Direktor des Martius-Staden-Instituts in São Paulo, Herausgeber der Jahrbücher des Instituts, Mitautor von “Fünf Jahrhunderte deutsch-brasilianische Beziehungen”, Kommentator der Radiosendung AHAI – Die deutsche Stunde der Gemeinden > Block 05 und Kolumnist bei www.brasilalemanha.com.br.
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