Gegen die Wegwerfkultur – von Anja Dullius*

Die Kaffeebohnen kamen damals als Coffea arabica aus dem Orient und waren als Luxusgut auch nicht für jedermann gedacht. Nach dem Zweiten Weltkrieg begann dann der Siegszug des Kaffees durch Deutschland: seither hat sich der Kaffeeverbrauch mehr als verfünffacht und außer den Vereinigten Staaten von Amerika ist Deutschland das Land, was am meisten Kaffee importiert. Dementsprechend findet man in Deutschland inzwischen Cafés, also die Kaffeehäuser der Moderne, an jeder Ecke und das Getränk selbst kann in vielen verschiedenen Variationen zubereitet werden.

Da gibt es außer dem traditionellen Milchkaffee oder dem italienischen Cappuccino schon längst den überaus stylishen „Latte Macchiatto“ im Glas mit Milchschaum geschichtet und mit langstieligem Löffel serviert – und ob man’s glaubt oder nicht: Aromen, wie Karamell oder Vanille zaubern noch ein zusätzliches Genusserlebnis. Mit einem Schuss Whiskey wird daraus schnell ein Irish Coffee und mit Rum nennt sich das Ganze dann Pharisäer.

Doch neuerdings werden in Deutschland zwei große Trends miteinander verbunden: zum einen die Kaffeekultur und zum anderen den Kampf gegen die Wegwerfkultur. Und wie? Ganz einfach: es gibt in Deutschland inzwischen sogenannte Reparatur-Cafés, in denen ehrenamtlich Sachen repariert werden, die nicht mehr richtig funktionieren oder kaputt sind und die sonst üblicherweise wohl im Müll gelandet wären. Das kann ein Gerät sein, was nicht mehr anspringt oder ein Kleidungsstück, das eine aufgegangenen Naht hat.

Nun, liebe Freunde, in über 200 Reparatur-Cafés wird in Deutschland nun fröhlich gemeinsam geschraubt, gelötet, geklebt und genäht und: nebenbei gemeinsam Kaffee getrunken.

Damit wünsche ich Ihnen ein schönes Wochenende und grüße Sie aus Estrela,

Ihre Anja Dullius

*Anja Dullius ist Mikrobiologin aus dem Bodensee-Gebiet im Süden Deutschlands,  Kommentatorin der Radiosendung AHAI – Die deutsche Stunde der Gemeinden > Block 02 und Kolumnist bei www.brasilalemanha.com.br. Sie lebt mit ihrem Ehemann Carlos und den drei Kindern in einer ausgeprägt deutschstämmigen Gemeinde bei Estrela, RS. Beruflich arbeitet sie als Wissenschaftlerin in einem Chemieunternehmen für ein Biogasprojekt, gefördert vom CNPq, entwickelt biotechnologische Produkte und ist an der Universität UNIVATES in Lajeado an einem Projekt zur Untersuchung von Milchsäurebakterien beteiligt. Email: dulliusanja@gmail.com.