Für mich, die im Hinterland, dem Interior von Estrela wohnt, bedeutet diese Zeit, dass vermehrt Hunde ausgesetzt werden, für die es keine Möglichkeit gibt, sie in den Urlaub mitzunehmen oder jemandem anderen zur Betreuung zu geben. So kommt es jedes Jahr um diese Zeit vor, dass plötzlich ein Vierbeiner sich zögernd durch den Garten dem Haus nähert und zwei fragende Augen mich scheu anschauen. Was nun? Die Tierheime sind überfüllt und jeden zugelaufenen Hund behalten ist auch keine Lösung. Strassenhunde sind in vielen Ländern ein Problem.
Deutschland hat dazu die Hundesteuer eingeführt. Sie dient nicht nur als eine zusätzliche Einnahmequelle der Kommunen, sondern eben auch zur Populationskontrolle. Denn wer sich einen Hund anschafft und jährlich dafür Steuern entrichten muss, der kümmert sich auch mit Verantwortung um das Tier, so der Gedanke. Ein Hundebesitzer muss jährlich und pro Hund etwa zwischen 90 bis 190 EUR bezahlen, umgerechnet etwa 300 bis 650 Reais. Dabei kommt es darauf an, in welcher Gemeinde man wohnt und ob in der Stadt oder auf dem Land.
Schon im späten Mittelalter mussten Hundehalter das sogenannte „Hundekorn“ als steuerliche Abgabe bezahlen. Ab dem 19. Jahrhundert dann wurde die Hundesteuer als Geldbetrag zur Populationskontrolle und zur Bekämpfung von Tollwut eingeführt.
Wer sich einen Hund aus dem Tierheim holt, kann bis zu drei Jahren von der Hundesteuer befreit werden. Auch Blindenhunde oder Rettungshunde sind von der Steuer befreit. Übrigens kann in Deutschland das Aussetzen von Hunden ganz schön teuer werden: bis zu 87.500 Reais Bussgeld kann das kosten!
Einen Hund halten bedeutet immer Verantwortung übernehmen.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein schönes Wochenende und grüsse Sie aus Estrela,
*Anja Dullius ist Mikrobiologin aus dem Bodensee-Gebiet im Süden Deutschlands, Kommentatorin der Radiosendung AHAI – Die deutsche Stunde der Gemeinden > Block 02 und Kolumnist bei www.brasilalemanha.com.br. Sie lebt mit ihrem Ehemann Carlos und den drei Kindern in einer ausgeprägt deutschstämmigen Gemeinde bei Estrela, RS. Beruflich arbeitet sie als Wissenschaftlerin in einem Chemieunternehmen für ein Biogasprojekt, gefördert vom CNPq, entwickelt biotechnologische Produkte und ist an der Universität UNIVATES in Lajeado an einem Projekt zur Untersuchung von Milchsäurebakterien beteiligt. Email: dulliusanja@gmail.com.