Deutschland ist ein sicheres Land denken viele. Man kann selbst in größeren Städten überallhin gehen. Selbst in Berlin, heißt es. Dies möchte vielleicht größtenteils für die meisten Menschen die Wahrheit sein, gilt trotzdem leider nicht für alle.
Von sogenannten Problemvierteln Berlins für Juden oder im Modernen „No-go-areas“ genannt, ist im jüdischen Zentralrat eine heftige Diskussion entbrannt. Damit ist vor allem die Sonnenallee Berliner Stadtviertel Neukölln gemeint. Als vergangenes Jahr an Heiligabend auch das jüdische Lichterfest Chanukka gefeiert wurde, wurde vor dem Brandenburger Tor ein neunarmiger Kerzenleuchter aufgestellt und auch sonst überall in der Stadt brannten kleine Lichter, mit Ausnahme im Stadtviertel Neukölln.
Die deutsche Wochenzeitung „DIE ZEIT“ hat nun kürzlich einen Artikel über einen Testversuch mit einem jüdischen Rabbiner unternommen. Er, der Journalist und ein Fotograf gehen durch Berliner Straßen und zeichnen die Reaktionen der vorbeigehenden Leute auf. Zweimal wird er aus vorbeifahrenden Autos beschimpft, es wird gehupt, einer dreht an der Gebetskette des Rabbiners, eine Frau spuckt vor ihm auf den Boden. Die Frau des Rabbiners war mit dem Ausflug von Anfang an nicht einverstanden, denn sie fürchtete um Angriffe.
Seit 500 Jahren ist die Familie in Deutschland ansässig, die Konzentrationslager in der Nazizeit hätte lediglich der Großvater des Rabbiners überlebt. Rund 400 Straftaten gibt es pro Jahr gegen Juden in Berlin, Deutschlandweit sind es statistisch gesehen mehr als drei pro Tag. Allerdings geht das Problem auch mit der Zuwanderung muslimischer Flüchtlinge einher.
In vielen arabischen Ländern ist Antisemitismus leider so selbstverständlich wie essen und trinken, so die Zeitung. In Deutschland ist es deshalb neuerdings ein Thema, den muslimischen Flüchtlingen die Botschaft beizubringen, dass sie grundsätzlich willkommen sind, allerdings unter einer Bedingung: Respekt vor anderen Religionen.
Damit wünsche ich Ihnen ein schönes Wochenende und grüße Sie aus dem Centro Universitário UNIVATES in Lajeado, RS.
Ihre Anja Dullius
*Anja Dullius ist Mikrobiologin aus dem Bodensee-Gebiet im Süden Deutschlands, Biotechnologe-Doktorandin an der UNIVATES-Universität Lajeado im Südbrasilien, Kommentatorin der Radiosendung AHAI – Die deutsche Stunde der Gemeinden > Block 02 und Kolumnist bei www.brasilalemanha.com.br. Sie lebt mit ihrem Ehemann Carlos und den drei Kindern in einer ausgeprägt deutschstämmigen Gemeinde bei Estrela, RS. Beruflich arbeitet sie als Wissenschaftlerin in einem Chemieunternehmen für ein Biogasprojekt, gefördert vom CNPq, entwickelt biotechnologische Produkte und ist an der Universität UNIVATES in Lajeado an einem Projekt zur Untersuchung von Milchsäurebakterien beteiligt. E-mail: dulliusanja@gmail.com .