Integrationspolitik für Flüchtlinge in Deutschland – von Anja Dullius*

Die ersten Flüchtlinge sind nun seit gut mehr als einem Jahr in Deutschland und trotz feindlicher Organisationen wie PEGIDA und einer Serie von Brandanschlägen fühlen sich die meisten gut aufgenommen. Viele äussern gegenüber den Medien eine Art Dankbarkeit und wollen nun für Deutschland etwas zurückgeben. Viele engagieren sich in gemeinnützen Einrichtungen, verteilen zum Beispiel Essen an Obdachlose oder übersetzen für neu ankommende Flüchtlinge, die die deutsche Sprache noch nicht beherrschen. In der Ökonomie ist man sich unsicher, ob die Flüchtlinge die Wirtschaftslage gar verbessern können oder Deutschland eher zur Last fallen. Was in Zukunft passieren wird, entscheiden nicht nur die derzeitige Qualifikation und Motivation der Flüchtlinge: es liegt auch an der Asylpolitik Deutschlands ob und inwiefern Flüchtlinge die deutsche Volkswirtschaft unterstützen können.

Der Präsident des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung Clemens Fuest macht deutlich: ein hoch qualifizierter Flüchtling entlastet Deutschland beispielsweise um rund 1000 EUR pro Jahr, ein unzureichend qualifizierter Flüchtling belastet Deutschland mit 125 EUR jährlich. Die Soziologieprofessorin Halleh Ghorashi aus Amsterdam zeigte in einer Studie, dass die ersten Jahre der Integration entscheidend sind. Wer schnell Arbeit findet, die Sprache lernt und Kontakt mit Einheimischen knüpfen kann, behält seine Motivation und kann sich ein neues Leben aufbauen.

Es ist also an der Zeit Humanität und Ökonomie zu verbinden: die Boston Consulting Group hat vorgerechnet, dass das Geld des Staates in Migrantenbildung am besten angelegt ist. Deutschkurse, guter Schulunterricht für die Kinder, sowie eine schnelle Weiterbildung für Erwachsene zahlen sich aus.
Ein Zitat aus einer deutschen Zeitung trifft es da ganz gut: „Wir müssen es schaffen, dass sie etwas schaffen“.

*Anja Dullius ist Biochemikerin aus dem Bodensee-Gebiet im Süden Deutschlands. Sie wohnt mit ihrem Ehemann Carlos in Estrela, RS,  in einer ausgeprägten deutschstämmigen Gemeinde und Region, wo sie ihren Beruf  bei dem Biogas Unternehmen Launer Química Ltda. bei Estrela als Wissenschaftlerin für ein Biogasprojekt des CNPq ausübt.