Es gibt das Basis- oder Menschenrecht, das gesetzliche Recht, das von Politikern festgesetzt wird und das Gewohnheitsrecht, das aus den Regeln des Zusammenlebens entsteht. Wer nach diesen Rechtsformen handelt und sie beachtet, der wird gemeinhin als gerecht bezeichnet.
Wer nach diesen Rechtsformen handelt und sie beachtet, der wird gemeinhin als gerecht bezeichnet. Daraus entsteht das Substantiv – Gerechtigkeit-. Die Gerechtigkeit ist aber mehr eine Moral und Ethiklehre als ein Gesetz. Wer danach handelt hat es leichter, nicht immer besser, denn das Gegenteil, die Ungerechtigkeit hat häufig den größeren Erfolg.
Ein Mensch ist gerecht, wenn er nach dem aufgeführten lebt und handelt, dass er dabei nicht immer nur seinen Vorteil erlangt, liegt an der Natur des Menschen, die den Drang immer weiter vorwärts hat: sich weiterzuentwickeln, das Wissen und das Vermögen zu vermehren, wenn man dabei immer gerecht vorgeht, dann zieht man auch manches Mal den kürzeren. Verlieren liegt aber dem Menschen nicht unbedingt, deshalb sucht er ganz gerne seine Vorteile, ob innerhalb der Norm oder etwas außerhalb. Es kann dann durchaus geschehen dass die Gerechtigkeit beiseite geschoben und ungerecht entscheiden wird. Ungerecht sein, ist aber nicht unbedingt nach dem Gesetz strafbar, höchstens nach der Moral. Wer einfach darüber hinweg geht wird manches Mal sogar noch bewundert, es wird im Stärke, Willenskraft und Entscheidungsfreude nachgesagt, weil er etwas entschieden hat, oft Unangenehmes, das sich andere nicht getraut haben zu entscheiden.
Wenn wir nun die Gesellschaft oder gar Staaten betrachten, dann wird es mit der Gerechtigkeit noch komplizierter. Dass ein Prozent der Menschheit fünfzig Prozent des privaten Vermögens besitzt, ist das gerecht? Dass führende Staaten der Welt andere übervorteilen und ausnützen, das ist sicher nicht gerecht. Aber es ist Realität.
Deshalb ist es leider so, von Gerechtigkeit wird viel geredet, praktiziert wird sie nur wenn es einem gefällt oder gar nützt, aber das ist dann eben nicht wirklich gerecht sondern höchstens selektiv. Was dann auch zu der Erkenntnis führt, dass wir von einer gerechten Welt noch weit entfernt sind.
*Eckhard Ernst Kupfer ist deutscher Journalist, Direktor des Martius-Staden-Instituts in São Paulo, Herausgeber der Jahrbücher des Instituts, Mitautor von “Fünf Jahrhunderte deutsch-brasilianische Beziehungen”, Kommentator der Radiosendung AHAI – Die deutsche Stunde der Gemeinden > Block 05 und Kolumnist bei www.brasilalemanha.com.br – Notícias.
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