Dabei zeigten sicher rasch unterschiedliche Meinungen, Ansichten und Standpunkte. Wobei wir alle nur durch die Kanäle der internationalen Presse informiert und unterrichtet werden. Diese ist bereits ein recht einseitiger Filter, denn wir lesen, hören und sehen wohl ausschließlich die westliche Presse Europas und der Amerikas.
Da wird nun täglich über die Gräueltaten des Islamischen Staats und über das brutale Vorgehen des Diktators Assad berichtet. Wir erfahren recht wenig über die Hintergründe dieses schwelenden Konflikts. Ehrlich gesagt, wir waren bis vor einem Jahr auch wenig daran interessiert, er war ja weit weg. Doch nun kommen tagtäglich tausende von Flüchtlingen über Europas offene Grenzen in die so friedlichen und demokratischen Länder einer fast heilen Welt. Darauf war niemand vorbereitet, am allerwenigsten die Regierungsverantwortlichen. Kurz der Krieg im Nahen Osten schwappt nach Europa über und stellt die Länder der Gemeinschaft vor große Probleme.
Diese Flüchtlinge werden unterschiedlich empfangen, manche Staaten dichten die Grenzen ab, andere reichen sie einfach weiter. Es gibt welche die deutlich sagen: wir wollen sie nicht, aber die großen Länder Europas wie Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien werden ebenso überlaufen wie das bereits gebeutelte Griechenland. Europa muss sich nun also unmittelbar mit dem Krieg in Syrien, der Unsicherheit im Irak und Afghanistan auseinandersetzen. Die große Frage ist, wie geht man damit um, wie viel Flüchtlinge kann ein Land aufnehmen, logistisch, administrativ und sozial? Die nächste Frage ist, kann, soll und will man diese Menschen alle integrieren, oder wollen diese es überhaupt? Welche Vorteile und Nachteile entstehen dem Empfangsland und seinen Bürgern?
Das sind Fragen, die erst allmählich beantwortet werden können, weil die gesamte Tragweite dieser Völkerwanderung noch gar nicht abzusehen ist. Eines ist jedoch klar: Einen Brand bekämpft man an der Wurzel seiner Entstehung und diese liegt eindeutig in den Ländern des Nahen und Mittleren Ostens selbst. Ob Europa nun will oder nicht, es muss sich darauf einstellen und bereit sein den Krieg und den Terrorismus dort zu bekämpfen wo er entstanden ist. Tut man das nicht, wird man früher oder später so oder so immer weiter mit hineingezogen.
*Eckhard E. Kupfer ist der Direktor des Martius-Staden-Instituts in São Paulo, Kommentator der Radiosendung AHAI – Die deutsche Stunde der Gemeinden und Kolumnist bei www.brasilalemanha.com.br.
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