Kriminalität und Polizei – von Eckhard Ernst Kupfer*

Doch in diesem Fall wollen wir uns auf die täglichen Delikte wie Diebstahl, Raub und Entführung sowie ihre möglichen Folgen konzentrieren. In jeder größeren Stadt leben die Bewohner regelmäßig mit der Angst vor diesen Delikten, denn überfallen oder beraubt kann man an jeder Straßenkreuzung, im Omnibus in der Bahn und selbst in Shopping Centers werden. Zu unserem Schutze hat der Staat die Polizei eingesetzt, deren uniformierte Mitarbeiter uns vor diesen Vorfällen schützen sollen. Da aber das Klein bis Mittelverbrechen oft spontan entsteht, ist es recht schwierig, dass der Bürger total geschützt wird, häufig kommt die Polizei zu spät und auch bei der Aufklärung hapert es, viele Fälle werden nie aufgeklärt, was den Kriminellen mehr Motivation zu ihrer Tätigkeit gibt.

Letzte Woche hatten wir in São Paulo einen Fall, da die Polizei rechtzeitig eingriff und am Ende gab es einen Schusswechsel wobei ein Toter zu beklagen war. Dass es sich dabei um einen zehnjährigen Jungen handelte, machte den Fall pressewirksam.

Zwei kleine Strolche, von zehn und elf Jahren die in einer Favela wohnen, wollten etwas erleben. Sie nahmen den Omnibus der in einen besseren Wohnort, Morumbi, führt, überkletterten die Mauer eines Kondominiums und  fanden ein abgestelltes Auto mit dem Schlüssel im Zündkontakt. Das war auch für sie eine Überraschung. Sie starteten das Auto, das verdunkelte Scheiben hatte, fuhren zur Ausfahrt, die sofort geöffnet wurde. Doch nun begann das Problem, keiner der beiden wusste wie man die Gangschaltung bedient und so fuhren sie nicht gerade aus und mit aufheulendem Motor die Straße entlang.

Eine Polizeistreife begegnete ihnen und wurde misstrauisch, verfolgte sie was dazu führte, dass der kleine Dieb die Kontrolle verlor und auf ein Straßenschild prallte. Die Polizei näherte sich dem Wagen und nach ihrer Aussage eröffnete der Fahrer das Feuer. Sie schossen zurück und dabei wurde der kleine Fahrer am Kopf getroffen und starb sofort. Erst jetzt beim Näherkommen bemerkten die Beamten wer ihr Gegner war. Sie waren bestürzt, zogen den Elfjährigen der unverletzt blieb aus dem Wagen und brachten ihn zum Verhör auf die Polizeiwache, wo er zugab, dass sein Freund drei Schüsse abgegeben hätte.

Natürlich nahm die Presse diesen Fall sofort auf, auch Anwälte und Menschenrechtsvertreter kümmerten sich gleich um diesen Fall, der eigentlich recht klar und eindeutig war. Mittlerweile wurde durch Presseberichte, durch Verwandtenaussagen und durch Beeinflussung der Überlebende so orientiert, dass er seine erste Aussage mehrmals veränderte und nie aus dem Wagen ein Schuss abgegeben worden wäre. Ja die Polizisten hätten dem Toten eine Waffe in die Hand gelegt.

Wir haben wieder einmal eine Situation bei der rasch aus Recht Unrecht wird und die Beschuldigten plötzlich die Polizisten sind, die uns eigentlich schützen sollen. Es ist fast unnötig zu erwähnen, dass dieser kleine Dieb aus einer Familie kommt da sowohl der Vater als auch die Mutter bereits mehrmals vorbestraft und eingesperrt waren.  Er also eigentlich nichts anderes kannte als die Kriminalität als Lebensinhalt.

Es gibt aber mittlerweile viele selbsternannte Menschenrechtsvertreter die grundsätzlich in der Polizei das Böse sehen und den Kriminellen, besonders das Kriminelle Kind geradezu verherrlichen.

Dagegen sollte man sich wehren und die Polizei wo immer es geht moralisch unterstützen, denn sie schützen den normalen Bürger, dass er sich noch einigermaßen frei bewegen kann. Das sieht und liest man in der Presse leider viel zu selten.


*Eckhard Ernst Kupfer
ist deutscher Journalist, Direktor des Martius-Staden-Instituts in São Paulo, Herausgeber der Jahrbücher des Instituts, Mitautor von “Fünf Jahrhunderte deutsch-brasilianische Beziehungen”, Kommentator der Radiosendung AHAI – Die deutsche Stunde der Gemeinden > Block 05 und Kolumnist bei www.brasilalemanha.com.br.
E-Mail: ekupfer@martiusstaden.org.br