Krise und Spiele – von Eckhard Ernst Kupfer*

Wer es noch nicht am eigenen Leib verspürt, ist trotzdem tief betroffen, es sei denn er liest keine Zeitung, hört keinen Rundfunk schaut weder in den Fernseher noch ins Internet und unterhält sich auch nicht mit anderen Menschen.

Die Krise liegt genauso in der Luft wie die Angst vor dem zika-Virus oder der H1N1-Grippe. Dona Dilma hat schon recht, es gibt Feinde die einfach wollen dass es Brasilien schlecht geht und das Image auch noch kurz vor der Olympiade kaputt geht. Ein schlimmeres Unglück als den Absturz des Radwegs an der Avenida Oscar Niemeyer hätte es gar nicht geben können, die Weltpresse lauerte geradezu darauf. Brasilien kann es nicht, das ist dann auch die Meinung vieler im Ausland, aber auch selbst der Cariocas.

Ich war gerade am Wochenende in Rio de Janeiro, um mir die interessanten Neubauten zur Olympiade anzuschauen. Zugegeben es ist noch nicht alles fertig und vielleicht wird es auch noch nach der Olympiade Baustellen geben, aber ein öffentliches Verkehrssystem wie die VLT-Linien funktionieren schon ganz hervorragend, die Bauten im Olympiapark an der Barra sind weitgehend fertig gestellt und selbst das olympische Dorf wird mit Sicherheit bis August bewohnbar werden. Dass die Avenida Rio Branco noch lange eine Baustelle bleiben wird, damit müssen die Menschen, die täglich diese ehemalige Prachtavenida frequentieren, leben. Aber dafür glänzt die Praça Mauá so schön wie noch nie. Zwischen dem Museum de Arte Rio und dem Museum do Amanhã ist eine Fläche entstanden, die zum flanieren, feiern und sich zu informieren einlädt. Irgendwie wird es Rio wieder schaffen, die cidade maravilhosa zu sein.

Das würde man auch so gerne von Brasilia sagen, aber dort herrschen andere Menschen, es ist eine andere Welt. Dort wird um Macht gekämpft, dort erlebt man das gesamte Spektrum der menschlichen Intrige und Falschheit. Man feiert gerade den vierhundersten Todestag von William Shakespeare, seine Dramen könnten in Brasilia im Jahr 2016 spielen.

Und das ist eben Brasilien, ein Land voller Lebenslust, mit dem ewigen Glauben an eine bessere Zukunft und den Schwierigkeiten, Intrigen und Unzulänglichkeiten der Gegenwart. Perfekt wird es nie werden, aber liebenswert ist es doch.

*Eckhard Ernst Kupfer é o diretor do Instituto Martius-Staden de São Paulo, editor dos Anuários do Instituto, co-autor do livro Cinco Séculos de Relações Brasileiras e Alemãs, comentarista do programa radiofônico AHAI – A Hora Alemã Intercomunitária/Die Deutsche Stunde der Gemeinden > bl 05 e colunista de www.brasilalemanha.com.br. E-mail: ekupfer@martiusstaden.org.br