Männlich, weiß und hetero – von Eckhard Ernst Kupfer*

Das ist derzeit eine gefährliche Mischung. Als männlicher Mann hast du mit Vorurteilen zu kämpfen. Schaust du Frauen zu genau an, bist du ein Sexist, sprichst du sie auch noch an, bist du schon ein halber Vergewaltiger und wenn du auch noch einen Scherz oder ein Kompliment machst, dann hast du keine Chance, zumindest die Polizeiwache ist dir sicher.

Dann bist du auch noch weiß und trägst dein Hemd in der Hose, hast ordentliche Schuhe an, bist gut gescheitelt oder trägst eine Glatze, keinen Bart und auch keine Tatoos, noch nicht einmal ein Piercing in den Ohren, dann bist du wirklich der böse Onkel, der Lustmolch, der junge Mädchen verführen will.

Auf Verständnis kannst du nicht hoffen, denn du bist ja total hetero. Deine einzige Chance wäre, wenn du wenigstens bi-sexuell wärst oder nachts als Drag-Queen durch die Stadt flimmern würdest, oder einen unheimlichen Drang zur Geschlechtsumwandlung geltend machen würdest, dann ja dann könnte man dir noch helfen. Dann gäbe es eine Schar von Anwälten, die dich verteidigen würden, von Psycholog/Innen die dein Benehmen analysierten und erklärten und für dich dadurch eine mildere Strafe erreichen könnten.

Aber bleiben wie du bist, das wird unmöglich sein, du mußt dich schon entscheiden, männlich, weiß und hetero, das geht heut zu Tage nicht mehr. Wenn du wenigstens kiffen würdest oder dir eine Brise Koks reinziehen würdest, das wäre vielleicht auch eine Erklärung, aber einfach so weiterleben wie bisher, vergiss es, no go.

Die Zeiten haben sich geändert, du und deine Generation haben zu lange ihr Unwesen getrieben, haben sich einfach an Frauen ran gemacht, ihnen das blaue vom Himmel versprochen nur weil ihr sie bumbsen wolltet und danach tschüss sagtet. Nein ihr ward nicht alle so, gar mancher hat es Ernst genommen, hat dauerhaft an dem einfachen Sex Spaß gehabt, sein ganzes Leben dafür geschuftet, dass sich Madame ein schönes Leben machen konnte, ins Fitniss ging, zur Massage zum Friseur und schöne Ferien haben konnte oder ein herrliches Strandhaus. Aber das ist heute vorbei, das zählt nicht mehr, ihr seid gebrandmarkt als die Verführer die Vergewaltiger die Sexisten und als die Unterdrücker der halben Welt.

Schämt euch, geht in euch und tut Buße, für den Rest eures Lebens, damit es nicht ganz umsonst war.

*Eckhard Ernst Kupfer ist deutscher Journalist, Direktor des Martius-Staden-Instituts in São Paulo, Herausgeber der Jahrbücher des Instituts, Mitautor von “Fünf Jahrhunderte deutsch-brasilianische Beziehungen”, Kommentator der Radiosendung AHAI – Die deutsche Stunde der Gemeinden > Block 05 und Kolumnist bei www.brasilalemanha.com.br – Notícias.
E-Mail: ekupfer@martiusstaden.org.br
Audio dieses Kommentars – AHAI 1262 – bl 05