Nachlese zu den Olympischen Spielen – von Ekhard Ernst Kupfer*

Die letzten 4 Tage war ich selbst dort und habe täglich erlebt, was die Spiele für Rio de Janeiro bedeuten. Die Stadt vibrierte, Millionen Besucher waren glücklich und es kam zu keinen wesentlichen Ausschreitungen. Ja man muss sogar zugeben, dass sowohl der Transport zu den Sportstätten als auch innerhalb der Stadt erstaunlich gut funktioniert hat: Neue Busse, komfortable Haltestationen, freundliche Helfer und pünktliche Veranstaltungen, das hat Rio kaum jemand zugetraut. Dazu das Olympiazentrum an der Barra mit seinen 10 Arenen, architektonisch sehr gelungen. Man fragt sich nur, wer dies in Zukunft benützen soll und wer für den Unterhalt aufkommen wird?

Im Leichtathletikstadion selbst, sorgte der jamaikanische Sprinter Usain Bolt für eine spezielle show, wann immer er auftrat flog ihm der Jubel und die Begeisterung zu, was er auch zurückgab. Ich bin mir nicht sicher, ob seine großartige sportliche Leistung oder sein Show-Talent erfolgreicher waren. Man kann ihn schon heute in die Reihe der großen sportlichen Ikonen der letzten 60 Jahre einreihen: Pele, Muhammed Ali, Airton Senna und nun eben Bolt. Sein Charisma wird sicher Jahrzehnte überstrahlen und dem Laufsport gut tun.

Um so verwunderlicher ist es, wenn man besonders in der deutschen Presse hauptsächlich negative Kommentare über die Spiele in Rio de Janeiro liest. Es hätte nichts geklappt, die Athleten seien unsicher gewesen das olympische Dorf zu verlassen, das Essen habe nicht geschmeckt und in den Wohnbereichen hätte es Mängel gegeben. Die Sportsprecherin der deutschen Delegation sprach gar von der schlechtesten Olympiade die sie erlebt habe. Aber das muss wohl an ihrer eigenen Leistung gelegen haben. Ob einer solch einseitigen Berichterstattung, muss man sich fragen, ob einige Deutsche Journalisten nicht gar Probleme mit sich selbst haben oder aber eine besondere Freude daran alles negativ zu sehen.

Rio 2016 hat herrliche Spiele durchgeführt daran gibt es keinen Zweifel, selbst die Schlussfeier wurde von einem deutschen Journalisten als mäßig abgetan. Gut über Geschmack kann man streiten, aber ich sehe zehnmal lieber die Rendeiras mit der Musik von Luiz Gonzaga und eine Samba-Show als Mario Brothers aus Japan.

Bei der Heimreise kam mir der Gedanke, dass Rio de Janeiro eigentlich ein Spiegelbild der Welt ist. 80 Prozent der Menschen  leben in einfachen oder noch weniger einfachen Verhältnissen, eine Minderheit bewohnt sowohl in Rio de Janeiro als auch auf dem Globus, die schönen und wohlhabenden Orte. Rio de Janeiro ist die Realität der Welt im Kleinen.


*Eckhard Ernst Kupfer
ist deutscher Journalist, Direktor des Martius-Staden-Instituts in São Paulo, Herausgeber der Jahrbücher des Instituts, Mitautor von “Fünf Jahrhunderte deutsch-brasilianische Beziehungen”, Kommentator der Radiosendung AHAI – Die deutsche Stunde der Gemeinden > Block 05 und Kolumnist bei www.brasilalemanha.com.br.
E-Mail: ekupfer@martiusstaden.org.br