Gut, es gibt Überschwemmungen im Land, bei gleichzeitiger Wasserknappheit in bestimmten Regionen, das hat mit der Größe zu tun, aber auch mit der Kurzsichtigkeit der staatlichen Planer.
Was das Land aber die letzten Monate in Unsicherheit und Unruhe versetzte, war das politische Erdbeben um die Vorzeigefirma Petrobras. Es wirbelte vieles durcheinander, und klärte auf, dass die Firma auch andere Aufgaben hatte als nur nach Öl und Gas zu bohren. Mit der Untersuchung und Festnahme von Direktoren der Firma, sowohl als auch von vielen führenden Lieferanten und Bauunternehmern, wurde bekannt, dass die Korruption und doppelte Buchhaltung ein System hatte. Es dauerte dann allerdings eine ganze Weile, bis heraus kam wem diese Geldverschiebung am meisten nützte.
Als dann letzte Woche die Namen von über dreißig Politikern bekannt wurden, die nun untersucht werden, dann kam dies in Brasilia einem Erdbeben gleich. Selbst die führenden Köpfe des Kongresses werden beschuldigt. Natürlich bekennt sich keiner für schuldig, und wehrt sich verbal so gut er kann. Doch das Nachbeben, das nun durch die Gänge des Kongresses zieht trifft letztlich direkt die Regierung. Sie wird beschuldigt die Vorwürfe gegen die Abgeordneten gesteuert zu haben, um die Legislative zu schwächen, die in den ersten beiden Monaten mehr gegen als mit der Regierung gearbeitet hat.
Wie nach einem wirklichen Erdbeben überkommt dann die Landschaft eine unheimliche Ruhe, bei der man den Schaden und die Zerstörung bewertet. Es ist zu befürchten, dass in Brasilia in den nächsten Wochen und Monaten eben eine solche Situation eintritt, Kongress und Regierung paralysieren sich gegenseitig. Das ist dann wie ein Mattzug beim Schach. Nichts geht mehr.
*Eckhard Ernst Kupfer ist der Direktor des Martius-Staden-Instituts in São Paulo und Kommentator bei der wöchentlichen RadioSendung AHAI – Die deutsche Stunde der Gemeinden