Wer ist für die Gesellschaft wichtiger – ein Lehrer oder ein Richter? – von Eckhard Ernst Kupfer

Da diese vom Kongress genehmigt werden muss, ist dies eine öffentliche Angelegenheit, obwohl es die Öffentlichkeit  leider nicht mitentscheiden kann.

Die Gehälter dieser Verfassungsschützer sollen um 16,3 Prozent auf nahezu 40 tausend Reais angehoben werden, und dies ohne sonstige Zuschläge wie Wohnungsgeld und andere Vorteile. Gut, man könnte sagen, das sind gerade einmal elf ehrenwerte Personen, die die verantwortungsvolle Aufgabe haben die Verfassung zu schützen. Doch der brasilianische Beamtensozialstaat bewirkt, dass diese Erhöhung dann auch auf alle staatlichen Richter und Staatsanwälte angewendet wird. Dies würde dann im nächsten Jahr Mehrausgaben von 4 Milliarden Reais ausmachen und das Haushaltsdefizit noch etwas mehr vergrößern.

Wenn man nun die Gehälter der Richter in allen Instanzen betrachtet, so erhält der Anfänger in der niedrigsten Stufe bereits mehr als 10 tausend Reais, ebenso wie ein Staatsanwalt, doch in wenigen Jahren erhöht sich dieses Gehalt rasch auf 20 tausend und mehr. Ein Bundesrichter fängt bereits mit  einem Gehalt von 27 tausend Reais an.

Zum Vergleich: Ein Munizipallehrer verdient 3116 Reais, ein Lehrer an einer federalen Schule kann auf bis zu 8 tausend Reais kommen und ein vollberuflicher Universitätsprofessor erhält zwischen 10 und 19 tausend Reais Gehalt.

Ohne nun den Wert eine Richters schmälern zu wollen, muss man doch fragen wer der Gesellschaft mehr dient? Ein Lehrer, der bei entsprechender Möglichkeit, sprich  Qualität der Schule, Qualität der eigenen Ausbildung und entsprechendem Schulmaterial aus Kindern und Jugendlichen wertvolle Bürger machen kann, die an Kriminalität garnicht denken, oder Richter, die nur Kriminelle, Betrüger und Gesetzesbrecher aburteilen.

Irgend etwas in der brasilianischen Staatsphilosophie, und damit in der Wichtigkeit der Berufe, ist da falsch und unlogisch durchdacht.

*Eckhard Ernst Kupfer ist deutscher Journalist, Direktor des Martius-Staden-Instituts in São Paulo, Herausgeber der Jahrbücher des Instituts, Mitautor von “Fünf Jahrhunderte deutsch-brasilianische Beziehungen”, Kommentator der Radiosendung AHAI – Die deutsche Stunde der Gemeinden > Block 05 und Kolumnist bei www.brasilalemanha.com.br – Notícias.
E-Mail: ekupfer@martiusstaden.org.br
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