Wie die Kandidaten der Mitte den Extremisten helfen – von Eckhard Ernst Kupfer*

Die Anzahl der Bewerber für das Präsidentenamt war zunächst mit 13 Kandidaten recht unübersichtlich, dementsprechend waren auch die Ergebnisse der Umfragen. Lange gab es keinen herausragenden Kandidaten. Erst allmählich erschien der Vertreter der konservativen Richtung, Jair Bolsonaro, bei etwas über 20 Prozent, aber er blieb letztlich im Schatten des Fantasmas Lula, der zwar kaum zur Wahl antreten konnte, aber trotzdem von etwas mehr als 30 Prozent der Befragten als ihr Kandidat bezeichnet wurde. Der Rest der Kandidaten, immerhin so erfahrene Politiker wie Ciro Gomes, Geraldo Alckmin und Marina Silva, erhielten kaum 10 Prozent der Stimmen der Befragten.

Bei dieser frühen Polariserung zwischen Lula, dem linken PT-Vertreter und Bolsonaro dem rechten PSL-Vertreter, war das Wahlverhalten der Befragten schon recht früh zu erkennen. Traditionelle Wähler der Arbeiterpartei sind: sozial Schwache, militante Sozialisten, Staatsangestellte und sehr viel Intellektuelle, die immernoch daran Glauben, dass eine soziale Gleichmachung das ewige Glück auf Erden bringen würde. Auf der anderen Seite sammelten sich die Enttäuschten der bisherigen Regierungen, die genug von korrupten Politikern und einem unentwirrbaren Parteien Gekungel haben.

Es sind auch welche dabei, die daran glauben, dass ein strammer militärisch geführter Staat wieder mehr Sicherheit, Recht und Ordnung ins Land bringen würde. Dazwischen wurden aber die eigentlich realistischen Kandidaten Alckmin, Gomes und Marina Silva zerrieben. Sie schaffen es einfach nicht eine wesentliche Mehrheit der Wähler davon zu überzeugen, dass sie es besser machen können.

Wenn nun also dieser dritte Block, der bisher recht Erfolglosen auch nur etwas Interesse an der politischen Zukunft des Landes hätte, dann müssten sie einsehen, dass es keiner von ihnen schafft auch nur in den zweiten Wahlgang zu kommen. Die Logik wäre, sich zusammenzuschließen und sich auf einen gemeinsamen Kandidaten zu einigen, der dann der Kandidat der Vernunft wäre und versuchen könnte das Land ausgleichend zu regieren.

Ein Beispiel ist der schnelle Aufstieg Fernando Haddads, der rasch die Stimmen seines Ziehvaters, Ex-Präsident Lula, der nun offiziell nicht wählbar ist, auf sich vereinen konnte. Ein Alckmin oder Ciro Gomes mit den restlichen Stimmen könnte da durchaus mitspielen.Da es aber zu dieser logischen Vereinigung nicht kommen wird, darf sich keiner danach beschweren, wenn da 

* Eckhard Ernst Kupfer ist deutscher Journalist, Direktor des Martius-Staden-Instituts in São Paulo, Herausgeber der Jahrbücher des Instituts, Mitautor von “Fünf Jahrhunderte deutsch-brasilianische Beziehungen”, Kommentator der Radiosendung AHAI – Die deutsche Stunde der Gemeinden > Block 05 und Kolumnist bei www.brasilalemanha.com.br – Notícias.
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