Wie man mit Flüchtlingen umgehen soll – von Eckhard Ernst Kupfer*

Ziel sind immer Länder die ihnen Hoffnung, Sicherheit und auch eine wirtschaftliche Perspektive bieten. Da die hohe Zahl von Flüchtlingen nicht so einfach zu regeln und zu organisieren ist, entstehen in den Empfangsländern Versorgungs- und Verwaltungsschwierigkeiten, und es entwickelt sich Widerstand der Bevölkerung gegen die Neuankömmlinge. In Europa hat diese Situation nicht nur die politische Landschaft verändert, sondern spaltet die Bürger in Immigratenhasser und Immigrantenhelfer. Die vermeintlich goldene Insel Europa, wurde in den letzten Jahren regelrecht überrannt. Es kamen Menschen aus Syrien die einfach überleben wollten, es kamen ethnisch Verfolgte aus Afghanistan und Afrikaner aus verschiedenen Ländern die für sich eine bessere Zukunft wollten, was in der Heimat nicht möglich war.

Menschen aber die einfach in einer anderen Gesellschaft  ankommen, ohne darauf vorbereitet zu sein, schaffen erst einmal Schwierigkeiten sprachlicher, kultureller und eben auch wirtschaftlicher Art. Das schlimmste ist, was leider häufig passiert, dass sie einfach in abgetrennte Räume wie Lager und Notunterkünfte gesteckt werden. Wer keine Möglichkeit hat sich anzupassen, wird zum Problem. Dies ist in Europa heute häufig der Fall.

Nun hat eine ähnliche Situation auch Südamerika erfasst. Die venezulanische Regierung ist dabei ihr eigenes Land zu zerstören. Diese ehemalige Wohlstandsinsel im Norden des Subkontinents ist in 20 Jahren nationalistisch-linker Herrschaft zu einem Armenhaus geworden. Schuld daran ist eine falsche Sozialpolitik, eine überbordende Staatskorruption und der fallende Ölpreis. Wenn man zurückdenkt, dass Hugo Chaves seine Freunde in Kuba jährlich mit Milliarden Dollar unterstützt hat, so ist die heutige Situation einfach unverständlich. Es fehlt an allem, die Supermärkte  zeichnen sich durch leere Regale aus, der Gesundheitsdienst bricht zusammen und die Inflation ist mit über einer Million Prozent pro Jahr die höchste der Welt. Kein Wunder, dass wer kann dieses Land verlässt. Dabei sollte die Assimilierung relativ einfach sein, denn in den Nachbarländern, außer Brasilien, wird dieselbe Sprache gesprochen, auch kulturell gibt es keine großen Unterschiede zwischen Venezuela, Kolumbien, Equador, Peru und Chile.

Trotzdem entstehen aber auch hier Probleme. Der brasilianische Grenzstaat Roraima hat in den letzten Monaten mehr Menschen aufgenommen als er versorgen kann. Dazu kam es nun letzte Woche zu einem Überfall auf einen Lebensmittelmarkt in Pacaraíma. Dies hat die Stimmung gegen die dort ankommenden Venezulaner aufgeheizt. Deshalb ist es notwendig, dass eine so große Nation wie Brasilien dringend eine zentrale Aufnahmepolitik entwickelt, die beiden Seiten gerecht wird, den Ankömmlingen genauso wie den aufnehmenden Grenzregionen.

 *Eckhard Ernst Kupfer ist deutscher Journalist, Direktor des Martius-Staden-Instituts in São Paulo, Herausgeber der Jahrbücher des Instituts, Mitautor von “Fünf Jahrhunderte deutsch-brasilianische Beziehungen”, Kommentator der Radiosendung AHAI – Die deutsche Stunde der Gemeinden > Block 05 und Kolumnist bei www.brasilalemanha.com.br – Notícias.
E-Mail: ekupfer@martiusstaden.org.br
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