Selbst das entfernte Brasilien ist mit einigen Produkten, Cachaça, Wein und verschiedenen Likören, vertreten.
Wer durch die großen Hallen am Berliner Messedamm streift und sich an der bunten Vielfalt der ausgestellten Produkte erfreut, wird vielleicht denken: Der Landwirtschaft geht es gut.
Doch weit gefehlt! Am vergangenen Samstag wälzte sich ein großer Protestzug von Traktoren und Bauern, von Verbrauchern und Umweltschützern durch das Berliner Regierungsviertel. „Wir haben es satt“, wurde in lauten Sprechchören gerufen. Worum ging es? Es ging um die zunehmende Industrialisierung in der Landwirtschaft. Immer größere Agrarfabriken entstehen, kleine Betriebe dagegen müssen schließen.
Von ehemals 1 Million Höfen im Jahr 1975 sind gerade einmal 250.000 übrig geblieben. Der Strukturwandel in der Landwirtschaft mit all seinen schlimmen Folgen ist deutlich zu erkennen: grausame Massentierhaltung, Überdüngung der Felder, Einsatz von Pestiziden und anderen Umweltgiften, Gentechnik und Zerstörung der traditionellen bäuerlichen Landwirtschaft.
Landwirtschaftliche Betriebe werden dafür unterstützt, dass sie riesige Mengen von Fleisch und Milch produzieren. Die Überschüsse wiederum werden dann zu Schleuderpreisen auf den afrikanischen Markt geworfen und treiben dortig Bauern in den Ruin. Diese kommen dann als Flüchtlinge nach Europa. Verrückte Welt!
Gefragt ist eine kluge, zukunftsorientierte Agrarpolitik. Bauern müssten gezwungen werden, auf Qualität statt auf Quantität zu achten, umwelt- und klimafreundlich zu produzieren und ihre Tiere artgerecht zu halten.
Die Grüne Woche in Berlin hat wieder einmal in aller Deutlichkeit gezeigt, dass eine Agrarwende dringend erforderlich ist.
*Henning Fülbier war neun Jahre lang zuständig für die Fachberatung Deutsch in brasilianischen Gymnasien von Rio Grande do Sul und Santa Catarina und ist heute unser Beobachter und Kommentator in Berlin für die Radiosendung AHAI – Die Deutsche Stunde der Gemeinden und Kolumnist bei www.brasilalemanha.com.br.
E-Mail: henning@fuelbier.de